: Zentralbank kauft Euro
Zinseinnahmen aus Devisenreserven werden zur Stützung verwandt. Leitzins bleibt unverändert
BERLIN rtr ■ Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Zinsen in der Euro-Zone unverändert gelassen. Der Leitzins betrage weiterhin 4,5 Prozent, teilte die EZB gestern in Frankfurt mit. Zuvor hatte die EZB überraschend angekündigt, die Zinseinkünfte aus den von ihr gehaltenen Devisenreserven gegen Euro zu verkaufen. Der Euro legte danach zeitweise um rund einen US-Cent auf über 0,87 Dollar zu.
An den Finanzmärkten war mit unveränderten Zinsen gerechnet worden, obwohl der Euro gegenüber dem Dollar zuletzt wieder unter Abwertungsdruck geraten war. Dies könnte wiederum die Importpreise weiter steigen lassen. Klaus Schrüfer, Volkswirt bei der BfG-Bank sagte: „Die EZB hat die Leitzinsen vor dem Hintergrund bestätigt, dass sich seit der jüngsten Erhöhung vor zwei Wochen grundlegend nichts verändert hat. Sie sollte auch durchaus noch mehrere Monate bis zur nächsten Zinsanhebung warten, denn die Inflationsentwicklung ist keineswegs Besorgnis erregend.“ Zwar sei der Ölpreis hoch, doch würde dieser durch niedrigere Lohnstückkosten aufgrund der moderaten Tarifabschlüsse im Frühjahr ausgeglichen.
Gestern Vormittag hatte die EZB überraschend mitgeteilt, dass sie ab sofort Zinseinnahmen aus Devisenreserven im Gegenwert von 2,5 Milliarden Euro zum Kauf von Euro verwenden werde. Darin sehe sie jedoch keine Intervention am Devisenmarkt. Der EZB-Rat habe in seiner Sitzung Ende August beschlossen, Euro aus Devisen-Zinseinnahmen zu kaufen. Seit Anfang 1999 seien die Devisenreserven um 2,5 Milliarden Euro gestiegen, hauptsächlich durch Zinseinnahmen, teilte die EZB mit. Analysten waren sich uneins über die Erfolgsaussichten der Operation, werteten sie aber durchweg als Intervention zur Stützung der angeschlagenen Gemeinschaftswährung. „Wenn die EZB direkt in den Markt Dollars, Pfund und Yen verkauft, dann wird das die Wechselkurse beeinflussen – das ist Intervention, wie sie im Buche steht“, sagte Niel Parker von der Royal Bank of Scotland in London.
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