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Meer als genug

Dem Blanken Hans ausgeliefert: Wer im Herbst ein Abenteuer sucht, sollte auf eine Hallig fahren und auf „Landunter“ hoffen  ■ Von Kitty Schmidt

„Faszination und Schrecken zugleich“ (O-Ton Homepage Langeneß) – heutzutage nahezu ein Muss. Der absoluten Thrill im Urlaub. Adrenalin pur. Grenzerfahrungen. Menschen, Tiere, Sensationen. Das geht auch im Kurzurlaub, und, jawohl, sogar in Norddeutschland: Wer am Montag im Büro wirklich was zu erzählen haben will, sollte im Herbst auf eine der nordfriesischen Halligen fahren: Dort steigen jetzt täglich die Chancen, ein „Landunter“ mitzuerleben.

Die Landflächen der unbedeichten Halligen im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer liegen nur etwa einen Meter über dem mittleren Hochwasser. Steigen die Fluten höher, werden die flachen Wiesen komplett überflutet. Nur die Häuser auf ihren aufgeschütteten Erdhügeln, den „Warften“, ragen dann noch aus dem Wasser. Abgeschiedener von der Welt gehts nicht.

Gefährlich ist das heute nicht mehr: Die Warften sind in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach erhöht worden, so dass keiner befürchten muss, in der Ferienwohnung wischen zu müssen. Und sollte es ganz dicke kommen, haben die Häuser auch noch einen Flutschutzraum im Obergeschoss. Dieser ist mit vier Stahlpfeilern tief in den Boden der Warft eingelassen und soll – nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass das Haus schon weggespült wurde – wenigstens das Leben der Bewohner retten. Hallig für Fortgeschrittene.

Durchschnittlich 0,5 mal werden die Halligen vor der Westküste im September überflutet. Im Oktober sind es schon 0,8 Mal. Hochsaison ist der Januar mit 2,4 Überflutungen. Für die Bauern allerdings ist ein Landunter kein Vergnügen, sondern bedeutet auch Stress: Wenn das Wasser steigt, müssen Kühe und Schafe schnell auf die Warft geholt werden.

Über hundert Halligen soll es ursprünglich im Wattenmeer gegeben haben. Heute sind nur noch zehn übrig – genau genommen nur neun, da die Hamburger Hallig seit Mitte des 19. Jahrhunderts durch einen Damm mit dem Festland verbunden ist. Nicht alle Halligen sind für Besucher zugänglich. Übernachten kann man auf Gröde, Nordstrandischmoor, Oland, Hooge und Langeneß.

Für die HalligbewohnerInnen ist der Fremdenverkehr zu einem wichtigen wirtschaftlichen Standbein geworden. Aber dass die Halligen immer beliebter werden, bringt auch Probleme mit sich: Immer mehr Häuser werden an Leute aus der Stadt verkauft. Die Preise steigen, und manche junge Familie, die gern auf der Hallig bleiben und arbeiten würde, kann sich ein Haus hier nicht mehr leisten. Die Überalterung steigt. Im zuständigen Amt Pellworm gibt es deshalb Überlegungen, neue Perspektiven durch Telearbeitsplätze zu eröffnen.

Wer für die Hallig packt, sollte genügend Bares mitnehmen: Es gibt dort keine Geldautomaten. Aber die Geschichte, wie man die Übernachtung im Gasthof abarbeiten musste, macht – sollte es mit dem Landunter nicht klappen – auch Eindruck bei den KollegInnen.

Anreise : Von den Häfen Schlüttsiel und Dagebüll fahren regelmäßig Fähren, BesucherInnen der Halligen Oland und Nordstrandischmoor werden mit der Lore über einen Damm abgeholt. Infos zu Fahrzeiten bei der Wyker Dampfschiffahrtsreederei, Tel.: 04681/800.

Allgemeine Infos zu Unterkunft, etc. bei den Fremdenverkehrsbüros Langeneß (Tel.: 04684/217), Hooge (Tel.: 04849/9100) oder Nordstrand (Tel.: 04841/98970) oder unterTel.: www.halligen.de

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