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Willi Lemke: Unsere Lehrer sind zu alt und zu teuer

■ SPD-Parteitag feierte Lemke / Abi nach 12 Jahren „an allen Schulen“ / Die OS soll „überprüft“ werden

Die Bremer SPD hat sich endgültig von der Schulpolitik der 70er und 80er Jahre verabschiedet. Auf dem Parteitag des SPD-Unterbezirks Bremen-Stadt machten sich beinahe nur die JungsozialistInnen wirklich stark für die integrierte Gesamtschule und die Ablehnung des Elite-Gedankens. Die Mehrheit der inzwischen 45- bis 50-jährigen Delegierten lehnen ihre früheren Reform-Ideen ab. „Ideologiefrei“ soll die neue Bildungspolitik sein, sagt Willi Lemke, und die Delegierten stehen zu ihrem Bildungssenator.

Was die SPD als Zukunftsmodell feiert, findet Jana Köke von der GesamtschülerInnenvertretung (GSV) „absolut inakzeptabel“. Sie lehnt Lemkes Orientierung an den Bedürfnissen der Wirtschaft ab: „Die Schule der Wirtschaft ist eine elitäre Schule.“ Die Schülerin des Gymnasiums Obervieland appellierte an die Basis, den Bildungsleitantrag des SPD-Vorstandes abzulehnen. Lemke musste die Kritik nicht sonderlich ernst nehmen: „Jana, du wirst schon später merken, dass wir die richtige Bildungspolitik gemacht haben“, erklärte er ihr.

Im Anhang des Antrages hatte der Landesvorstand „Erläuterungen“ aufgenommen, die wie ein Bonbon für Nostalgiker klingen. Die Gesamtschule solle „das drei-gliedrige Schulsystem der Kaiserzeit“ ablösen, steht da. Das derzeitige gegliederte Schulsystem in Bremen sei immer noch „überaus selektiv“, Selektion sollte abgeschafft werden. Aber diese „Erläuterungen“ gehören nicht zu dem beschlossenen Text.

Lemke findet „in Amerika“ Vorbildliches für seine Schulpolitik. Weniger Staat und mehr Engagement aus Gesellschaft und Wirtschaft forderte der frühere Fußball-Manager für die Schule von Morgen. Und natürlich viele Computer. Schüler müssten so früh wie möglich den Umgang mit den neuen Technologien lernen. Die Sozialdemokraten wollen „mittelfristig alle Klassenzimmer mit Rechnern ausstatten“, heißt es in dem beschlossenen Antrag.

„Die Räume sind nicht das Problem“, erklärte der Senator, sondern der Altersdurchschnitt der LehrerInnen (53 Jahre). Er rief sie zu „mehr Einsatz“ auf. Er bescheinigte ihnen einerseits, einen „guten Job“ zu machen, doch das große Aber folgte prompt: Auch SozialpädagogInnenen seien qualifiziert, SchülerInnen zu betreuen, wie es in der „verlässlichen Grundschule“ praktiziert werde. Es müssten nicht immer die „sehr hoch verdienenden Lehrer“ sein. „Wir müssen die Lehrer davon überzeugen, dass Personalmix nichts Unanständiges ist“, betonte der Senator.

Sozialpädagogen in der Schule – für Jürgen Burger von der Gewerkschaft für Erziehungswissenschaften (GEW) ist das nur eine „Kaschierung von Unterrichtsausfall.“ Der Lehrer kritisierte den massiven Stellenabbau von Pädagogen. Im Vergleich zum Jahr 1992 unterrichten an Bremens Schulen heute 900 LehrerInnen weniger. Lemkes Bildungsprogramm setzt für Burger an der falschen Ecke an, nämlich „am Ende der Bildungsgänge“ (Abitur nach 12 Jahren) und nicht am Anfang, bei den Grundschulen.

Die SPD will das Abitur nach der 12. Klasse als zusätzliche Möglichkeit „an allen Schulen“ einführen. „Es gibt keinen Einheitsschüler“, begründet Lemke. Wer seinen Abschluss schneller machen wolle, dürfe daran nicht gehindert werden. „Ich habe kein Problem, von Elite zu reden“, betonte der ehemalige Werder-Manager.

Viola Volland

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