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Putschversuch in der Elfenbeinküste

Nach Schießerei in der Residenz von Staatsoberhaupt General Guei bläst die Regierung zur Hatz auf die Opposition

BERLIN taz ■ Der Präsident und Juntachef der westafrikanischen Elfenbeinküste, General Robert Guei, hat gestern einen Putschversuch überlebt. Ein Militärkommando drang am frühen Morgen in Gueis Residenz in der Hauptstadt Abidjan ein und wurde erst nach zwei Stunden von loyalen Truppen zurückgedrängt. Bei den Kämpfen gab es zwei Tote. Guei trat hinterher vor die Presse und kündigte eine Untersuchung an.

Für Gueis Regierung scheint klar, dass Oppositionsführer Alassane Ouattara hinter dem Angriff steckt. Ouattara, ehemaliger Premierminister und Führer der nicht an der Junta beteiligten „Sammlung der Republikaner“ (RDR), ist der wichtigste Politiker des muslimischen Nordens der Elfenbeinküste und muss nach geltender Rechtslage damit rechnen, wegen angeblicher Zweifel an seiner Nationalität von den für Oktober geplanten Präsidentschaftswahlen ausgeschlossen zu werden. Am Freitag hatten sich RDR-Aktivisten vor Ouattaras Haus in Abidjan versammelt, als Gerüchte über seine bevorstehende Verhaftung die Runde machten. Nach der gestrigen Schießerei in Gueis Residenz erklärte Kommunikationsminister Henri Sana nun, die aufständischen Soldaten hätten im Auftrag von „im Schatten wirkenden Anstiftern gehandelt“, die „seit einigen Tagen Gerüchte über ihre Verhaftung in die Welt setzen“ – eine kaum verhüllte Andeutung an Ouattaras RDR.

„Wir werden gezwungen sein, die Befehlskette nach oben zu verfolgen, um zuzuschlagen, und wir werden hart zuschlagen“, fügte Sana hinzu. Seit Wochen bereits mehren sich Übergriffe des herrschenden Militärs auf unabhängige Journalisten und RDR-Sympathisanten. Ende letzter Woche beschuldigte Ouattara Guei, eine „Diktatur“ zu errichten. Daraufhin drohte der Staatschef, die „Zeit des Dialogs“ sei vorbei und nun komme die „Zeit des Speers“.

Ähnliche Spannungen hatte es bereits vor einem Jahr unter dem damaligen Präsidenten Henri Konan Bédié gegeben. Eigentlich war Guei, als er sich zu Weihnachten 1999 an die Macht putschte, angetreten, um das Land wieder zu befrieden. Nun aber tritt Guei in die Fußstapfen seines Vorgängers. Zu Unmut selbst unter vielen seiner anfänglichen Unterstützer hat sein Vorhaben geführt, bei den anstehenden Wahlen selber zu kandidieren, statt neutral zu bleiben. Da keine der existierenden Parteien sich hinter Guei stellen wollte, ist ein eigenes Guei-Unterstützerkomitee namens „Codaeg“ gegründet worden. Guei symbolisiere „den Geist der Ahnen, den Friedensbringer, den Mittler zwischen den Menschen und Gott“, erklärte Codaeg-Präsident Ooulai Terminard Dorgeles.

Im Ausland macht sich Guei dadurch keine Freunde. Wegen der zunehmenden Spannungen stockte Frankreich letzte Woche sein Truppenkontingent in der Elfenbeinküste von 510 auf 680 Soldaten auf. Zugleich suspendierte Frankreich seine staatliche Entwicklungszusammenarbeit mit dem Land.

DOMINIC JOHNSON

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