berliner szenen: Blume auf Reisen
Sportliche Kunst
Olympia ist knorke. Das finden alle. Plötzlich erzählen Menschen bei nächtlichen Veranstaltungen, auf die echte AthletInnen niiieee gehen dürften (zu spät, zu viel Doping), dass sie sich in eine Beachvolleyballerin verguckt haben, dass sie früher mal in der Bezirksmannschaft beim Pingpong waren oder dass sie aus dem Stand 2,87 Meter hoch hüpfen können (weit).
Auch KünstlerInnen fühlen sich inspiriert. Die drei Damen „boß kerkmann weckwerth“ haben eine entzückende Rauminstallation namens „unser geheimer garten“ geschaffen, in einem dunkelblau angepinselten, geheimnisvollen Kellerraum unter der Kastanienallee-Bar „im stall“. Man schaut durch ein großes Fenster auf eine kleine, grüne Idylle, Aug’ in Aug’ mit moosbewachsenen, sanften Hügeln, Pilzen, Unkraut, Rasen. Durch diese Landschaft wandert langsam, gemächlich eine Schafgarbe. Von selber. Immer wieder dreht die leise zitternde Pflanze ihre Runden. Sozusagen ein einsames olympisches Blumenrennen. „Für eine Schafgarbe“, würde der Reporter sagen, „ganz schön schnell!“
Die drei Künstlerdamen sehen allerdings keinen Zusammenhang zu Sydney. Aber papperlapapp. Demnächst, erzählen sie, wollen sie eine exotische Blume installieren, vielleicht eine fleischfressende. Das passt zu den „Marathon-Buffets“, die immer an der Strecke stehen und bei denen es in den wilden 50ern übrigens noch Champagner für die Athleten gab. Die Austellungsgäste jedoch dopen mit Bier, schauen zu, wie die Blume vorbeizuckelt, und reden über Olympia. Und in Sydney schlafen’s die Leut’. JZ
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