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Telekom bekommt den Tele-Bremen-Braten

■ Jährlich zehn Millionen Mark wollen Bremen und die Telekom für eine Kooperation ausgeben / Bremen wird Testfeld für neue Techologie / Marktbereinigung?

Morgen hat sich hoher Besuch im Rathaus angesagt: Der Vorstandsvorsitzende der Telekom, Ron Sommer, stattet Bürgermeister Henning Scherf (SPD) einen Besuch ab. Nicht ganz uneigennützig: Um 14 Uhr soll im Gobelinzimmer ein Kooperations-Rahmenvertrag zwischen Telekom und Bremen unterzeichnet werden. Vereinbart wird eine nicht unproblematische enge Zusammenarbeit bei der Entwicklung von neuen Telekommunikations-Angeboten. Jede Seite will fünf Millionen Mark jährlich für die Kooperation beisteuern. Vorläufige Laufzeit: fünf Jahre, eine Option auf fünf weitere Jahre ist eingeräumt.

Mit dem Geld soll Bremen zu einem „herausgehobenen Testfeld“ bei der Einführung von neuen Technologien und Telekommunikationsdiensten aufgebaut werden, geht aus einem Entwurf des Rahmenvertrags hervor, der der taz vorliegt.

Kern der Kooperation soll eine „Systemplattform Bremen“ werden, über die neue Technikstandards in Bremen unter die Leute gebracht werden. Dazu könnten zum einen neue Techniken wie UMTS oder ATM zählen. Zum andern ist so gut wie sicher, dass auch breitbandige Angebote aufgebaut werden, mit denen große Datenmengen ausgetauscht werden können. Die Telekom verkauft seit kurzem einen solchen Dienst „T-DSL“, der ungefähr zehnmal so schnell ist wie eine ISDN-Leitung.

Außerdem ist eine Zusammenarbeit beim „Betrieb“ und der „Weiterentwicklung“ des Internet-Stadtinformationssystems bremen.online geplant. Weitere Projekte sollen digitales terrestrisches Fernsehen und ein „Multimedia-Service-Kanal“ für regionale Logistik-Dienstleistungen sein. Auch eine „Multimedia-home-platform“ für superschnellen Internet-Zugang soll erörtert werden, die vermutlich Schulen zu Gute kommen könnte.

Andere Firmen, die sich ebenfalls in diesem Bereich tummeln, sollen zwar auch in die neue Ko-operation einbezogen werden. „Eine Exklusivität kann sich aus Ergebnissen und Erkenntnissen ergeben, die aus der Kooperation direkt hervorgegangen sind“, heißt es andererseits in dem Entwurf des Vertrages. Die Telekom will ihre Technik „unter Berücksichtigung strategischer und betriebswirtschaftlicher Aspekte“ bereitstellen und sich „als Know-how Zentrum und Komplettlösungsanbieter für das Land Bremen“ positionieren. Mit anderen Worten: Sie strebt eine marktbeherrschende Stellung in Bremen an.

Die Ziele, die Bremen bei der Kooperation verfolgt, sind vergleichsweise bescheiden: Stimuliert werden soll der regionale Strukturwandel und die Einführung neuer Technik. Doch andererseits hat die Telekom in Bremen rund 4.000 MitarbeiterInnen. Bei der shareholder-value-geschuldeten Schrumpfungskur der Telekom sind auch die Bremer Arbeitsplätze eine diskutierte Verschiebemasse. Mit dem Kooperationsvertrag und dem öffentlichen Auftritt von Ron Sommer hofft Bremen auch, die Telekom langfristig an den Standort Bremen zu binden.

Der Vertrag soll schon seit Monaten unterschriftsreif vorliegen. Angeblich aus Terminschwierigkeiten ist eine Unterzeichnung immer wieder geplatzt. Gewöhnlich gut informierte Quellen berichten von einem anderen Grund für die Verzögerung: So sei eine bereits fest eingeplante Telekom-Spende für die International University Bremen (iub) über 20 Millionen Mark geplatzt, obwohl Sommer (der auch im Board der iub sitzt) sich zuerst zustimmend geäußert haben soll. Dass dies zu atmosphärischen Spannungen geführt habe, wird allerdings von anderer Seite bezweifelt. Christoph Dowe

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