: Mild, zickig, wild
■ Geläutert? Die Königin der Farben?
Schon mal überlegt, was daswirklich bedeutet, wenn es jemandem „zu bunt“ wird? Eltern verlangen damit meist mehr Ruhe von ihren Kindern oder wollen ein aufgeräumtes Zimmer, sehen also meist „rot“. Anders die „Königin der Farben“: Die wird nicht wütend, sondern traurig.
In der warmherzigen Theaterumsetzung von Jutta Bauers Kinderbuch Die Königin der Farben durch das Theater Mär kann man erleben, was passiert, wenn Farben es zu bunt treiben. Hier nämlich werden sie zu Wesen mit eigenem Charakter: das milde Blau, das wilde Rot sowie das warme, gelegentlich zickige Gelb. Die Königin gibt ihnen fröhlich Befehle – bis sie außer Kontrolle geraten.
Erzähler Peter Markhoff erweckt in der Inszenierung am Altonaer Theater die Bilderbuchfigur zum Leben. Mit Bedacht berichtet er von Königin Malwida und entlockt einem Kasten ihr Abbild auf einem weißen Laken. So wie sie scheinen auch die eingeblendeten Farben lebendig zu werden – bis die Königin leibhaftig im Raum steht: Katrin Lowitz regiert die Farben mit fast naiver Selbstverständlichkeit – und sie erwartet Gehorsam: von den Farben und vom Erzähler.
Vom ersten Moment an ziehen dabei die raffinierten Bildeffekte, das lebhafte Spiel und die eingängige Musik unter der Regie vom Marc Lowitz in ihren Bann. Ein Traum, in dem die Bilder das Laufen lernen. Man kann sich fallen lassen und die Distanz zurückgewinnen, die der Erzähler schafft, um nicht im Kaleidoskop der Farben verloren zu gehen. Und darüber nachsinnen, dass jedes (Farb-)Gefühl Aufmerksamkeit verdient. Und dass man lieber ein bisschen in sich horchen sollte, wenn einem alles zu bunt wird, als auf den Tisch zu hauen. Oliver Törner
Für Kinder ab 4 Jahren. Nächste Termine im Altonaer Theater: 29.9, 10 Uhr, 30.9. 15 Uhr.
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