: Zynismus gegen Gewalt
■ Lübeck: Neonazis aus dem ganzen Norden marschieren morgen am Holstentor. Breites Bündnis gegen Rechts
Lübeck steht ein heißes Wochenende bevor: Neonazis aus dem gesamten Norden wollen am Samstag in der Hansestadt marschieren – Demokraten rufen für 10 Uhr am Holstentorplatz zu einer Gegendemo auf. Ursprünglich hatte der Chef des „Bündnis rechts“, Dieter Kern, den rechten Marsch analog zu den Aufmärschen des Hamburger Neonazi Christian Worch geplant: Allerdings gegen die Lübe-cker Nachrichten statt Bild und Mopo. Nun lautet das Motto: „Gegen Gewalt.“
Die Stadt Lübeck hat den Forderungen nach einem Verbot des Marsches nach den jüngsten Gerichtsurteilen nicht entsprochen und die Marschroute weitgehend genehmigt. „Die Aufmärsche des ,Bündnis rechts' aus dem Jahr 1998 in Lübeck zeigen, dass auch dieses Mal mit einer Versammlung militanter Neonazis zu rechnen ist, die der Einschüchterung von Ausländern sowie der Verbreitung antisemitischer Hetze dient“, glaubt Kai Burmeister vom „Bündnis gegen Rechts.“ Die Ankündigung Kerns „gegen Gewalt“ demonstrieren zu wollen ist laut Burmeister „Zynismus, angesichts der Nazischläger, die er um sich versammelt.“
Burmeister äußert die Hoffnung, dass „der Neonaziaufmarsch nicht mit Polizeigewalt gegen protestierende BürgerInnen durchgesetzt, sondern frühzeitig abgebrochen wird.“ Als Redner werden auf der Antifa-Kundgebung neben Chris-toph Kleine (Bündis gegen Rassismus“) und Thomas Rickers (IG Metall) auch der Kieler SPD-Landtagsfraktionschef Lothar Hay, Ex-Frauenminsterin Angelika Birk und Ex-Bürgermeister Michael Bouteiller sprechen.
Unterdessen gehen in Neumüns-ter Aktionen zur Schließung des Neonazitreffs „Club 88“ weiter. „Wir werden unseren Einsatz gegen den von Neonazis als ,unser Sturmlokal' bezeichneten Treff ausweiten“, sagte die grüne Bundestagsabegordnete Angelika Beer. IG Metall-Geschäftsführer Peter Seeger kündigte „fantasievolle Aktionen“ an. Das Verwaltunsgericht Schleswig hatte Mittwoch die von der Stadt verfügte Schließung für unwirksam erklärt, weil sich die Skingirl-Betreiberin Christiane Dolscheid keiner Straftat schuldig gemacht habe. „88“ steht im Nazijargon für „Heil Hitler“ und ergibt mir dem Vereinsslogan: „Heil Hitler – der allerletzte Ausweg.“
Peter Müller
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