: Hinten dicht und schnell nach vorne
■ Der Hamburger SV spielt endlich nicht mehr schön, besiegt dafür aber Schalke 04 mit 2:0
Nach dem Spiel war Tony Yeboah äußerst verwundert: „Ich verstehe gar nicht, was Frank Pagelsdorf mit mir vor hat“, konnte sich der Stürmer des Hamburger SV keinen Reim darauf machen, wa-rum ihn sein Trainer bereits nach einer guten Stunde auswechselte. Doch der Erfolg gab seinem Vorgesetzten recht. Mit 2:0 besiegten die Hamburger nach fünf sieglosen Spielen in Folge Schalke 04.
Dabei ging Pagelsdorf mit Yeboahs Herausnahme ein großes Risiko ein: Der Ghanaer war an allen der wenigen gefährlichen Angriffen beteiligt und hatte selbst zwei Tore auf dem Fuß. Doch beide Male gelang es ihm allein stehend nicht, das Tor zu treffen. In der ers-ten Hälfte klärte Tomasz Hajto auf der Linie, in der zweiten schaffte Yeboah das Kunststück, den Ball seinem Gegenspieler Thomasz Waldoch aus acht Metern an den Kopf zu knallen. Und zuvor hatte der etwa 34-Jährige das 1:0 durch Marek Heinz durch seinen Flügellauf über die rechte Seite mustergültig vorbereitet.
Doch insgesamt trat der HSV am Samstag Nachmittag defensiver an als in den erfolgloseren Spielen zuvor. Nach dem Führungstreffer in der 35. Minute zog sich das Mittelfeld meist weit in die eigene Hälfte zurück. Der HSV ließ die Gelsenkirchener in zentraler Position kombinieren, verlegte sich ganz aufs Verteidigen und setzte darauf, über die schnellen Stürmer Heinz und Mehdi Mahdavikia zum Erfolg zu kommen. Was sich durchaus auszahlte, erzielte der Iraner doch sieben Minuten vor Schluss das entscheidende 2:0, das Stig Töfting und Andreas Fischer schnell über den rechten Flügel vorbereitet hatten.
Da konnte Andreas Möller, der Schalker Antreiber im Mittelfeld, noch so sehr von „flächendeckender Überlegenheit“ greinen und behaupten, „zeitweise wusste man gar nicht, wer hier Heimmannschaft war“. Der Ex-Dortmunder und seine Mitspieler kamen nach einer offensiven Anfangsphase nur selten gefährlich vor das Tor von Jörg Butt. Und vom hoch gelobten Ebbe Sand, der in dieser Saison bereits sechs Treffer erzielt hat, war über 90 Minuten gar nichts zu sehen.
So dürfte es Frank Pagelsdorf nicht schwer fallen, seinem Stürmer zu erklären, warum er ihn vom Platz holte. „Nach den letzten Negativerlebnissen war das ein ganz wichtiger Sieg für uns. Jetzt bleiben wir wenigstens oben dran“, gab er erleichtert zu Protokoll. Endlich einmal nicht schön gespielt, aber dafür gewonnen zu haben: Das dürfte die wichtigste Erkenntnis für ihn gewesen sein.
Eberhard Spohd
HSV: Butt, Fukal, Hoogma, Hertzsch, Töfting, Kovac, Barbarez, Hollerbach, Mahdavikia (90. Bester), Yeboah (62.Ketelaer), Heinz (79. Fischer)
Schalke 04: Reck, Hajto, Waldoch, van Kerckhoven, Latal, Oude Kamphuis, Möller, Thon (33. Nemec), Böhme, Sand, Asamoah (64. Moulder)
Sr.: Wagner – Z.: 51.400
Tore: 1:0 Heinz (35.), 2:0 Mahdavikia (83.)
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