Japan schweigt

■ Tribunal gegen Zwangsprostitution

Seit neun Jahren jeden Mittwoch um 12 Uhr das gleiche Bild: Zwischen fünf und 50 ehemalige Zwangsprostituierte demonstrieren vor der japanischen Botschaft in Seoul für gesellschaftliche Anerkennung und finanzielle Entschädigung. „Gebt mir meine Würde zurück“, appellierte die 67jährige Kim Hak Soon 1991 im südkoreanischen Fernsehen. Sie war die erste der ehemaligen Zwangsprostituierten, die mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit ging. 1941 war sie, wie etwa 200 000 andere Frauen zwischen 1939 und 1945, von Soldaten der japanischen Armee in ein Militärbordell verschleppt worden. Seit Kims Aussage haben sich immer mehr ehemalige Zwangsprostituierte an die Öffentlichkeit gewagt. Hierdurch haben die Frauen bereits viel erreicht, aber bis heute ist keine von ihnen von der japanischen Regierung finanziell entschädigt worden, von einer Bestrafung der Täter ganz zu schweigen.

Vor diesem Hintergrund findet vom 8. bis 12. Dezember ein „Internationales Frauenkriegstribunal“ in Tokio statt. Getragen wird das Schautribunal von einem privaten Organisationskommitee, das aus der internationalen Frauenkonferenz 1997 hervorgegangen ist. Das Tribunal hat keine rechtsverbindliche Vollmacht, das Ziel ist vielmehr, politische Standards zu formulieren und so auch die japanische Regierung unter Druck setzen. Im Laufe der Anhörungen sollen Verantwortliche des japanischen Militärs benannt werden.

Damit das Tribunal Wirkung erzielen kann, ist es auf eine internationale Öffentlichkeit angewiesen. In diesem Sinne verstehen die Organisatorinnen die viertägige Veranstaltung auch als Präzedenzfall zur Ahndung von sexueller Gewalt im Krieg generell.

Regina Mühlhäuser

Informationen zu dem Tribunal und seinen Hintergründen heute abend, 18 Uhr, auf einer Veranstaltung mit Kim Yoon-Ok aus Südkorea. Haus Offene Kirche, Loogeplatz 14/16.