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Gärten für die Welt

In armen Ländern sichern Stadtgärten das Überleben. Bedeutung für die Ernährung der Erdbevölkerung wächst

BERLIN taz ■ Die Weltbevölkerung wächst unaufhaltsam und die Nahrungsmittelproduzenten kommen dieser Entwicklung kaum nach. Stadt- oder Schrebergärten könnten helfen, den Hunger in den Großstädten und Slums der Entwicklungsländer zu mindern. Dies belegen Studien, die auf der Internationalen Konferenz der Kleinstlandwirtschaft im Juli in Berlin vorgestellt wurden – und eine Konferenz der Welternährungsorganisation (FAO) im Internet.

Auf dem virtuellen Treffen, die vergangenen Freitag zu Ende ging, wurden Politiker und Stadtplaner aufgefordert, den urbanen Gärten in Zukunft mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Denn in den Schwellenländern und Staaten der Dritten Welt sorgen Stadtgärten wesentlich für die Lebensmittelversorgung der Menschen.

Die Wissenschaft hat Kleingärten bisher vernachlässigt. Die FAO will den weltweit entstehenden Kleingarten-Initiativen nun unter die Arme greifen. In Afrika stammten bereits 20 bis 30 Prozent der Nahrungsmittel aus den Schrebergärten, sagt Friedhelm Streiffeler, Agrarsoziologe an der Berliner Humboldt-Universität. In den Städten Tansanias haben zwei von drei Familien einen Gemüsegarten, zwei von fünf halten Tiere. Stadtgärten sind weltweit verbreitet, in Südamerika ebenso wie in Asien oder Russland. Gepflanzt wird in Hinterhöfen, Parks, Balkonen und sogar in Eimern und Fässern.

Die Produkte werden, wenn mehr als der Eigenbedarf geerntet wird, auf den hiesigen Märkten verkauft. Ein Nebeneffekt: Ausländische Produkte treffen auf lokale Konkurrenz. Die Preise bleiben im Rahmen.

Die Kleingartenkultur war vielen Stadtverwaltungen lange ein Dorn im Auge. In Kenia wurden sogar Gärten zerstört, um Land für die Industrieanlagen zu reservieren. Diese Haltung hat sich geändert. Nach den ökonomische Krisen in den achziger Jahren und der folgenden Nahrungsmittelknappheit wurden die bis dahin meist illegal bewirtschafteten Flächen legalisiert.

Kuba unterstützt inzwischen seine Kleingärtner. Ein spezielles Referat im Landwirtschaftsministerium berät die Bauern bei Problemen. Für die Bereitstellung von Saatgut, Düngemitteln und landwirtschaftlichen Geräten wurde in der Hauptstadt Havanna ein Netzwerk von Verkaufsstellen aufgebaut. Nach Schätzungen des Ministeriums lieferten die kubanischen Stadtgärten in der ersten Hälfte dieses Jahres 690.000 Tonnen Gemüse und Gewürze. Die Förderung führte zu einem rapiden Anstieg bei der Zahl der Gärten: 1997 gab es in Kubas Städten 2.500 Gärten. Bis Ende letzten Jahres waren es 7.100. KATHRIN BURGER

www.fao.org/urbanag

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