: Wachdienste werden hoffähig
Kriminalpolizei lehnt Zusammenarbeit mit Sicherheitsdiensten nicht mehr ab. In Düsseldorf gibt es schon eine gemeinsame Leitstelle für Polizei und private Wachleute. Polizei hofft auf „Bereicherung der Erkenntnislage“. Tagung der Kripo in Berlin
aus Berlin OTTO DIEDERICHS
Noch vor wenigen Jahren lehnten Polizisten die öffentliche Präsenz von privaten Sicherheitsdiensten rundweg ab. Die Aufrechterhaltung von Sicherheit und die Bekämpfung von Kriminalität, hieß es, sei als staatliche Kernaufgabe ausschließlich Sache der Polizei. Dieser Abwehrkampf ist aufgegeben.
Dass durch die rund 2.500 Sicherheitsunternehmen mit etwa 160.000 Beschäftigten allein in Deutschland das staatliche Gewaltmonopol in Gefahr geraten könnte, davon ist heute nur noch am Rande die Rede. „Für die Polizei stellt sich tatsächlich schon lange nicht mehr die Frage nach Kooperation oder Distanz“, sagte Eike Bleibtreu, der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), auf der Tagung „Kripo International“ am Freitag in Berlin. „Ein Zusammenwirken zwischen Polizei und Sicherheitsunternehmen kann und muss es geben.“
Die staatlichen Sparzwänge, so auch Berlins Innenstaatsekretär Rüdiger Jakesch, „gebieten es, bei der öffentlichen Sicherheit auch die privaten Sicherheitsunternehmen einzubeziehen. Vielleicht nicht auf Augenhöhe.“ Doch davon ist man nicht mehr weit entfernt.
Auf Initiative des Düsseldorfer Polizeipräsidiums und der Industrie- und Handelskammer wurde dort am 2. Juni 1999 mit vier Sicherheitsdiensten eine Kooperationsvereinbarung getroffen, erläuterte Polizeidirektor Wolfgang Bülow. Vierteljährlich finden gemeinsame Sicherheitsbesprechungen statt. Über eine gemeinsame Leitstelle halten die Sicherheitsunternehmen den Kontakt und teilen der Polizei ihre Beobachtungen mit.
Bülow spricht von einer „Bereicherung der polizeilichen Erkenntnislage“. Die Polizei könne nun schneller und besser reagieren, auch zur Aufklärung von Straftaten habe die Zusammenarbeit bereits beigetragen. Auch umgekehrt läuft der Austausch. Dabei gibt die Polizei „wesentlich mehr Informationen, als sie erhält“, sagt Bülow. Ein Problem sieht er darin nicht.
Den Bürgern stehen die Sicherheitsmänner zudem als Ansprechpartner zur Weitergabe von Informationen, Hilfeersuchen und Notrufen zur Verfügung. Hierzu sind die Fahrzeuge der beteiligten Firmen besonders gekennzeichnet.
Ein ähnliches Modell gibt es in Frankfurt am Main, wo sich Polizei und Private gleich vertraglich zur Zusammenarbeit verpflichtet haben. Über die Weiterführung des Düsseldorfer Projekts soll Ende Oktober entschieden werden; die Polizei ist für die Fortsetzung.
Die privaten Sicherheitsanbieter machen allein in der Bundesrepublik jährlich rund 5 Milliarden Mark Umsatz. In Sachen Ausbildung und Bewaffnung möchten die Polizeien bei den Sicherheitsdiensten jedoch strengere Regeln durchsetzen.
In den Niederlanden bestehen schon seit 1994 spezielle Vereinbarungen mit den Sicherheitsdiensten. In der Schweiz werden private Sicherheitsleute bei der Verkehrsregelung eingesetzt. Ab 2001 soll ihnen – wie in England – auch der Transport und die Bewachung von Strafgefangenen übertragen werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen