Aventis muss Genmais zurückkaufen

Genmanipulierter Futtermais landete in amerikanischen Chips. Nun muss Aventis die gesamte verbliebene Ernte seines Maises zurückkaufen. Das kostet den Konzern gut 68 Millionen Dollar. Verbraucherverbände deckten den illegalen Gebrauch auf

von KATHRIN BURGER

Aventis lenkt ein. Auf Druck des US-Agrarministeriums (USDA) kauft der deutsch-französische Konzern seinen gentechnisch veränderten Futtermais zurück – und zwar die gesamte Ernte seiner Gensamen. Dies erklärte das USDA am Wochenende. Der Grund: Die Maissorte StarLink war in Taco-Chips entdeckt worden. Doch sie ist nur als Tierfutter zugelassen. Dies ist der erste Eingriff der US-Behörden gegen genmanipulierte Saat.

Verbraucherschützer hatten den Skandal aufgedeckt. Im Sebtember spürte die Gruppe Genetically Engineered Food Alert (Gefa) den Genmais in Stichproben auf. Daraufhin untersuchte auch das Agrarministerium das Knabberzeug. Die Behörde wurde ebenso fündig und drängte Aventis zum Rückkauf der gesamte Ernte. Es solle verhindert werden, so ein Sprecher des Ministeriums, dass noch mehr von dem Mais in Lebensmittel gelange.

Eigentlich ist der Aventis-Mais auch als Lebensmittel gedacht. Weil aber nicht alle gesundheitlichen Zweifel ausgeräumt werden konnten, ließ das USDA den StarLink-Mais nur als Futtermittel zu. Und dies auch nur unter einer Bedingung: Aventis müsse mit einem Überwachungsprogramm sicherstellen, dass die Bauern den Mais nur für Futtermittelzwecke verkaufen. Der StarLink-Fund in Lebensmitteln mache nun deutlich, dass Aventis seinen Verpflichtungen nicht nachkomme, so ein Sprecher der US-Lebensmittelbehörde FDA.

Bisher ist unbekannt, wie der StarLink-Mais in die Tacos gelangte. Denkbar sind sowohl zufällige Verunreinigungen einiger Chargen wie auch absichtliche oder fahrlässige Vermischungen mit anderen Maissorten.

Der Rückkauf kostet Aventis nach eigenen Schätzungen rund 68 Millionen Dollar. StarLink gedeiht auf rund 120.000 Hektar – das entspricht einem halben Prozent des gesamten amerikanischen Maisanbaus. Die Kraft-Foods-Tochter Taco Bells hatte nach dem StarLink-Fund in ihren Chips bereits im September freiwillig eine Rückrufaktion gestartet und stoppte die Produktion der Mais-Tacos. Die damit entstandenen Verluste hat die Firma noch nicht bekannt gegeben.

Aventis verhält sich betont kooperativ: Zusammen mit den Behörden wolle man verhindern, dass weiterer Genmais in die Nahrungskette gelange. Das Agrarministerium schätzt allerdings, dass 10 bis 20 Prozent der diesjährigen Ernte schon verarbeitet sind. Damit nicht genug: Aventis stoppte vergangenen Freitag den Verkauf seiner StarLink-Samen. Man wolle warten, bis geklärt sei, ob die Maissorte gesundheitsschädlich ist, heißt es aus der Konzernzentrale. Das könnte noch sehr lange dauern.

Der Skandal belebt die Diskussion um Genfood in den USA. Auch dort fragen immer mehr Kritiker, ob die amerikanischen Lebensmittelkontrollbehörden der boomenden Biotechnik-Industrie noch gewachsen seien. Während bereits die Hälfte aller Sojabohnen und ein Drittel des in den USA angebauten Maises aus gentechnisch veränderten Sorten bestehen, verzichtete die Lebensmittelbehörde bislang auf eigene Untersuchungen zu etwaigen Risiken.

Im StarLink-Mais ist ein Gen des Bodenbakteriums Bacillus thuringiensis eingepflanzt worden. Es macht den Mais unempfindlich gegen die Raupen des Maiszünslers. Die Genpflanze produziert ein Protein in ihren Blättern und Stängeln, genannt Cry9P, das im Gegensatz zu anderen Proteinen im menschlichen Darm sehr stabil ist. Damit steht die Maissorte im Verdacht, Allergien auslösen zu können.

Die FDA will nun weitere Mais-Produkte auf StarLink-Mais testen lassen.