piwik no script img

This is not the 9 o’clock news

Die BBC verlegt ihre Hauptnachrichten nach hinten und hofft auf bessere Quoten zur Primetime. Für britische ZuschauerInnen gibt’s es dafür bald dreimal „News at Ten“

Michael Buerk fängt in der nächsten Woche eine Stunde später zu arbeiten an: Der Anchorman der Neun-Uhr-Nachrichten auf BBC 1 geht ab Montag erst um 22 Uhr auf Sendung und die erregte News-Debatte der britischen Fernsehnation in eine neue Runde.

Auch wenn hierzulande die Nachrichtenbollwerke von „Tagesschau“ bis „heute journal“ noch in Treue fest zu ihren jeweiligen Anfangszeiten stehen, dürfte die Entwicklung in Großbritannien langfristig Vorbildcharakter haben.

Zum Sündenfall kam es schon im März 1999: Da verlegte ITV die „News at Ten“ ungeniert nach hinten, um zur Hauptsendezeit noch mehr Serie und Spielfilm fürs werbefinanzierte Programm zeigen zu können. Die Zuschauer liefen Sturm und in Scharen zur Konkurrenz, der neue 23-Uhr-Termin geriet zum totalen Flop. Weil ITV zwar kommerziell wirtschaftet, aber gerade aber in Sachen TV-Nachrichten anders als die deutschen Privatsender öffentlich-rechtliche Standards zu erfüllen hat, drohte die britische TV-Aufsicht ungeniert mit Lizenzentzug. Dann mischte sich auch noch Rupert Murdochs ohne öffentlich-rechtliche Auflagen sendendes Bezahlfernsehen BSkyB ein und ließ die „News at Ten“ nicht ganz erfolglos im eigenen Programm wieder auferstehen.

Nach zähem Ringen lenkte ITV jetzt ein: Die „Nightly News“ sollen mindestens dreimal pro Woche wieder um 22 Uhr laufen. Was solche uneinheitlichen Sendezeiten für den Programmerfolg bedeuten, kann man am täglich unklaren Beginn von „Nachtmagazin“ (ARD) und „heute nacht“ (ZDF) ablesen, scheint die ITV-Gewaltigen aber nicht zu schrecken.

Die BBC nimmt diese Teilrückverlagerung nun als Vorwand, auch ihre Hauptsendezeit nachrichtenfrei zu gestalten. Dem Establishment graut vor „populistischer Verflachung“, „erhebliches Unbehagen“ hat auch schon der Medienminister geäußert, und schuld an allem ist wieder einmal Greg Dyke, der BBC-Generaldirektor mit Privatfernseh-Vergangenheit. STG

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen