piwik no script img

Tage des Zorns?

Israels Premierminister Ehud Barak sagt nach der Vermittlung Madeleine Albrights in Paris kategorisch: „Arafat kann die Unruhen beenden“

JERUSALEM taz ■ Deutlich weniger heftig als an den Vortagen sind am Mittwoch die Auseinandersetzungen in den palästinensischen Gebieten zwischen Palästinensern und israelischen Soldaten verlaufen. Im Gaza-Streifen, wo seit Tagen eine jüdische Siedlung von palästinensischen Jugendlichen attackiert wird, wurde allerdings erneut mit scharfer Munition geschossen. Hier wurde nach palästinensischen Angaben auch erneut ein zwölfjähriger Junge getötet; diese Nachricht blieb jedoch zunächst unbestätigt.

Unterdessen traf US-Außenministerin Madeleine Albright in Paris mit dem israelischen Premierminister Ehud Barak und Palästinenserpräsident Jassir Arafat zusammen. Beide Seiten machten sich gegenseitig für die jüngste Gewaltwelle verantwortlich. „Die palästinensische Führung muss sich entscheiden, ob sie dieses Abkommen will“, meinte Barak im Anschluss an sein Gespräch mit dem französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac. Ein Vertrag sei möglich, meinte Barak, „wir sind bereit dazu“, Arafat müsse nur das Kommando für eine Beendigung der Gewalt geben. Umgekehrt machte der Palästinenserpräsident die israelischen Streitkräfte für die Eskalation in den palästinensischen Gebieten verantwortlich. Arafat forderte die Einberufung einer internationalen Untersuchungskommission, die die Entwicklungen der letzten Tage prüfen soll. Die Israelis weigerten sich und boten alternativ die Einrichtung je einer israelischen und einer palästinensischen Kommission an, die die Vorgänge getrennt untersuchen sollen.

Auf einer Umgehungsstraße von Jerusalem zu den jüdischen Siedlungen bei Hebron wurde ein israelischer Bus beschossen. Im Westjordanland gab es Berichten zufolge erneut zwei Todesopfer auf palästinensischer Seite. Nichtsdestotrotz setzte sich unter israelischen Militärs die Vermutung durch, dass die palästinensische Polizei mehr unternimmt, um die Demonstrationen unter Kontrolle zu bringen. Beide Seiten hatten wiederholt versucht, einen Waffenstillstand zu erreichen.

Noch ist unklar, ob die beiden Seiten heute (Donnerstag) zusammentreffen. Barak und Arafat werden auf Einladung des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak in Kairo erwartet. Mubarak hatte beide Seiten dazu aufgefordert, alles zu unternehmen, um die Gewalt zu beenden. Nach Ansicht des ägyptischen Präsidenten sei es möglich, ein Rahmenabkommen zu erreichen, ähnlich wie es Ägypten und Israel vor dem Abschluss der Camp-David-Verträge vereinbarten. Sollten die Gespräche ergebnislos verlaufen, werden die Demonstrationen vermutlich neu aufflammen. Die islamische Widerstandsbewegung Hamas kündigte für kommenden Freitag den „Tag des Zorns“ an.

SUSANNE KNAUL

meinung SEITE 11

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen