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Die Ehe der Mediengiganten

Operation gelungen, Patienten fusioniert: AOL und Time Warner dürfen endlich heiraten. Mit dem Segen der EU-Kommission entsteht ein Riesenunternehmen

Die EU-Kommission hat gestern den Zusammenschluss von AOL und Time Warner gebilligt. Fünf Monate lang war der Antrag in Brüssel geprüft worden. Die Wettbewerbshüter hatten so lange gezögert, weil gleichzeitig eine Fusion des Musikverlags EMI mit Time Warner geplant war; so wären drei der fünf weltweiten großen Musikverlage unter einem Dach vereint worden. Außerdem hätte das neue Unternehmen dann eine Vormachtstellung im vielversprechenden neuen Online-Musik-Markt.

Als Warner die Fusionspläne mit EMI in der vergangenen Woche aufgab, signalisierte die Brüsseler Kartellbehörde sofort, dass sie die Fusion mit AOL nun nicht mehr stoppen würde. Das ist umso erstaunlicher, als es sich um den größten Zusammenschluss der Geschichte handelt. Der Wert des neuen Unternehmens wird auf 130 Milliarden Dollar geschätzt, erwarteter Jahresumsatz 30 Milliarden. Die Kommission knüpfte ihre Zusage an die Bedingung, dass AOL seine Zusammenarbeit mit Bertelsmann aufgeben muss. Dahinter steht, dass Bertelsmann als Viertgrößter Musikproduzent auf dem Weltmarkt eben die Verknüpfung zwischen Internet-Handel und Musikbranche ermöglichen könnte, die bei der Fusion zwischen Warner und EMI befürchtet worden war. Die Giganten werden den Markt aber auch so unter sich aufteilen.

Bertelsmann scheint die geplatzte Fusion von Warner und EMI für sich nutzen zu wollen. Dem Unternehmen werden Ambitionen auf eine Fusion mit EMI nachgesagt. Gemeinsam kämen sie auf einen 26-Prozent-Anteil am weltweiten Musikvertrieb. Bertelsmann will in Brüssel vorfühlen, wie die Behörde dazu steht. Eine weitere Abfuhr wie bei der geplanten Pay-TV-Fusion mit der Kirch-Gruppe will man nicht riskieren.

Nur die US-Kartellbehörden könnten nun die Pläne von Warner und AOL noch durchkreuzen. Sie prüfen derzeit, ob AOL seine Marktstellung dazu missbraucht hat, seinen Geschäftspartnern die Zusammenarbeit mit konkurrierenden Internet-Service-Providern zu verbieten. Kürzlich war bekannt geworden, dass AOL in seine Kooperationsverträge mit Disney bis 1999 Knebelbedingungen hineingeschrieben hatte: Sollten mehr als 25 Prozent der AOL-Mitglieder über Links der Disney-Website auf konkurrierende Sites gelotst werden, würden die Verträge zwischen AOL und Disney automatisch aufgelöst. Die Kartellbehörde hat angeblich Informationen, dass diese Klausel auch in derzeit bestehenden Verträgen von AOL mit seinen Geschäftspartnern steht.

Falls auch die US-Kartellbehörde ihre Zustimmung gäbe, stände der großen Fusion aber nichts mehr im Wege. Der geplatzte Warner-EMI-Zusammenschluss erleichterte den Wettbewerbshütern die Entscheidung.

DANIELA WEINGÄRTNER

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