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Theater im Ausschuss

Das Bühnenkonzept von Kultursenator Stölzl ist kein großer Wurf. Selbst die Experten der großen Koalition unterstützen ihn nur halbherzig. Auch die Finanzierung der Museumsinsel ist wieder offen

von RALPH BOLLMANN

Der große Befreiungsschlag ist ausgeblieben. Als der Theaterausschuss des Abgeordnetenhauses gestern über die Reformpläne für Berlins marode Musiktheater diskutierte, hatte schon die vorausgegangene Beratung des Kulturhaushalts für 2002 gezeigt: Das Gewurstel geht weiter wie gehabt. „Wer spricht von Siegen? Überstehen ist alles“, sagte Kultursenator Christoph Stölzl selbst.

Selbst von den Experten der Regierungsparteien wurde Stölzls Konzept, mit dem sich heute der Senat befasst, nur halbherzig unterstützt. Die Idee, Staatsoper und Deutsche Oper zu fusionieren, bezeichneten der CDU-Abgeordnete Heiner Kausch und der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Wowereit zwar übereinstimmend als „mutig“. Doch Kauschs Formulierung, Stölzl weise einen „gangbaren Weg“, klang nicht gerade euphorisch – zumal der Christdemokrat kritisierte, dass Stölzl überwiegend künstlerisches Personal abbauen will, den Wasserkopf in Technik und Verwaltung aber weitgehend ungeschoren lässt.

Wowereit kommentierte diese Zurückhaltung mit den Worten, er sehe „selbst bei der CDU eine eher defensive Bewertung“. Der SPD-Fraktionsvorsitzende, der sich schon seit dem Sommer auf Stölzl eingeschossen hat, wurde seinerseits noch deutlicher. Bei den geringen Einsparungen, die Stölzls Konzept ergebe, lohne sich der ganze Aufwand nicht – „in Relation zu dem Ärger, den man sich einhandelt“. Obendrein sei die geplante Rechtsform einer Anstalt des öffentlichen Rechts „so überholt wie nichts“.

Die Haushaltszahlen für 2002 machten freilich klar, dass eine einschneidende Reform bei den großen Häusern schon deshalb nicht mehr aufzuschieben ist, weil sonst kein Pfennig mehr für kleinere Kulturprojekte bleibt. Stölzl fasste diesen Umstand in gewohnt wohl gesetzte Worte: „Wenn die großen Luxusdampfer in die Tiefe sausen, dann gibt es Strudel, und die reißen die kleinen Schiffchen mit.“

So werden die ohnehin kümmerlichen Zuschüsse für Frauenförderung und DDR-Gedenkstätten, für Privattheater und Kulturausschuss, für Migrantenkultur und freie Gruppen im kommenden Jahr noch einmal gekürzt – was Stölzl in den meisten Fällen sehr bedauerte, in Bezug auf die Frauenförderung allerdings klar verteidigte. „Affirmative action“, so der Senator, sei überholt – schließlich würden beispielsweise „die Sängerinnen immer berühmter sein als die Sänger“.

Aber auch bei größeren Posten knirscht es wieder ganz gewaltig. So stehen die 25 Millionen Mark an EU-Zuschüssen für die Sanierung der Museumsinsel, über die Stölzls Vorgängerin im Frühjahr stürzte, wieder zur Disposition. Offenbar ist die Planung für den Eingangsbereich, der allein Gelder zur Förderung der Tourismuswirtschaft beanspruchen könnte, noch nicht weit genug gediehen. Probleme gibt es auch beim Zuschuss für das Berliner Ensemble Claus Peymanns. Doch Stölzl glaubt, dass für einen Intendanten „die Tätigkeit in Berlin weit mehr wiegt als rein materielle Fragen“.

Mit Lottogeldern jedenfalls wird Stölzl im kommenden Jahr nicht mehr im gewohnten Ausmaß rechnen können. Denn auf seiner heutigen Sitzung wird der Senat zugleich eine Änderung der Stiftungssatzung beschließen, wonach in den nächsten vier Jahren 25 Prozent der Gelder automatisch in den Jugendbereich fließen. Außerdem beschäftigen sich die Senatoren noch einmal mit der Deutschen Mediathek, der sie vor drei Wochen bereits eine Absage erteilt hatten. Bei dem Projekt handelt es sich ausnahmsweise um ein Desaster, mit dem sich Stölzl nicht herumschlagen muss: Für die Mediathek ist – noch – die Senatskanzlei zuständig.

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