: Öffentliches Mauern
Die Freimaurerloge verzichtet an diesem Wochenende mal auf Geheimnistuerei ■ Von Dennis Gastmann
Sie nennen sich Brüder und finden sich in Tempelräumen zu seltsamen Ritualen ein. Goethe gehörte zu ihnen, Mozarts Werke sollen von ihnen beeinflusst worden sein. Einige haben schon einmal von dem Männerbund gehört, doch wer diese Leute sind und was sie machen, bleibt den meisten ein Geheimnis. Ein Zufall ist das nicht: Freimaurer treten nur selten an die Öffentlichkeit.
An diesem Wochenende begehen die Brüder in Hamburg das „Große Fest der Freimaurer“. Auf einer öffentlichen Matinee am Sonntag kann sich jeder einen eigenen Eindruck verschaffen. Bereits morgen eröffnet das Museum für Hamburgische Geschichte die Dauerausstellung „Freimaurer in Hamburg“.
Lehrlinge, Gesellen, Großmeis-ter: Was sind das für Männer, die sich dazu verpflichten, mindestens einmal im Monat rituell zu arbeiten? „Wir sind Juristen, Lehrer, Kaufmänner und Journalisten. Freie Männer von gutem Ruf. Ein Freimaurer muss eine gewisse Unabhängigkeit besitzen und darf nichts auf dem Kerbholz haben“, erklärt Rolf Appel, Meister vom Stuhl der Hamburger Loge „die Brückenbauer“. Freimaurer sind überparteilich und überreligiös. Dennoch versprüht ihr gesamtes Umfeld eine rätselhafte religionsähnliche Mystik.
In schwarzem Anzug, mit dem Schurz eines Steinmetz und weißen Handschuhen begehen die Brüder ihre Rituale. Auf dem Boden der Tempelräume liegt ein überdimensionales Schachbrett, Säulen sind willkürlich im Raum platziert. Ein Altar steht vor dem Tisch des Logenmeisters, auf den ein Lichtstrahl fällt. Winkelmaß und Zirkel finden sich als Symbole überall im Raum verteilt. Die Rituale sind streng geheim. „Es ist unglaublich feierlich. Die Zahl 'drei' spielt eine große Rolle“, sagt Appel. Er nennt das „Verbrüderung durch das rituelle Erlebnis, dass die sonst trennenden Schranken überwindet“.
„Wer Großes will, muss sich zusammenraffen“, so lautet ein Zitat des Freimaurers Goethe. Doch was wollen Freimaurer in ihrer Verschwiegenheit und ihrer Stille eigentlich erreichen? „Wir möchten dazu beitragen, dass der Mensch zu einem brauchbaren, verantwortungsvollen Menschen wird. Der Freimaurer bezeichnet sich als rauen ungefügen Stein, der sich bemüht, ein Stein zu werden, der sich in die Gesellschaft einfügt“, sagt Appel. Die Maxime heißt Toleranz. „Fremdes befreunden, meinte Lessing.“
Zwar mit uralten Traditionen und Ritualen versehen verstehen sich Freimaurer längst als gemeinnütziger Verein. Die Logen spenden regelmäßig für Bedürftige.
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