: Eine „gewisse“ Exklusivität
■ Konkurrenz für die Lesbisch-Schwulen Filmtage: Das Festival „Verzaubert“ kommt im Herbst erstmals nach Hamburg
Konkurrenz belebt das Geschäft, heißt es. Das soll nun auch für die noch bis zum 22.10. laufenden 11. Lesbisch-Schwulen Filmtage (LSF) gelten. Denn im Dezember kommt das Festival „Verzaubert“ in die Stadt. 1991 in München gegründet, läuft es seit einigen Jahren auch in Berlin, Stuttgart, Frankfurt und Köln – überall mit dem selben Filmprogramm. Die Ausrichtung ist als eher populär und kommerziell einzustufen – mit deutlich schwulem Schwerpunkt. Im LSF-Team dagegen herrscht Parität, beim Programm ein leichtes Übergewicht an lesbischen Kurz- und schwulen Langfilmen. Ergänzt werden sie durch Filme im Transgenderkontext.
Die LSF werden von der Stadt Hamburg auch in diesem Jahr mit einer Zuwendung von 30.000 Mark bedacht. Der dringend notwendige Rest des Etats finanziert sich durch Sponsoren, Anzeigen und Eintrittskarten, während „Verzaubert“ ausschließlich von Sponsoren und Kartenverkäufen getragen wird. Zum Gesamtetat mag man sich hier wie dort nicht äußern.
Das Team der LSF befürchtet angesichts nahezu identischer Zielgruppen und trotz früherem Termins eine Blockadepolitik: Filmemacher, Produzenten und Verleiher könnten „Verzaubert“ die Erstaufführungsrechte erteilen, wodurch die Filme für die LSF gesperrt wären. Dazu meint Rainer Stefan, Geschäftsführer der Firma Rosebud Entertainment in München, die „Verzaubert“ und auch das „Fantasy Filmfest“ veranstaltet: „Wir wollen kein böses Blut. Lediglich beim Eröffnungs- und beim Abschlussfilm möchten wir eine gewisse Exklusivität haben.“ Das will das LSF-Team nicht so recht glauben. „Bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck, dem Lesbenfestival in Berlin und auch bei der Feminale in Köln wurde sehr wohl gezielt versucht, diesen Festivals die Filme wegzuschnappen“, sagt Astrid Lüder (LSF) und: „Hier in Hamburg gab es in diesem Jahr viel Wirbel um Zurück auf los. Den mussten wir letztlich kurzfristig aus unserem Programm nehmen, weil ,Verzaubert' ihn zeigen will.“
Da zeigt sich dann doch die beinharte Verdrängungsstrategie. Solcher Bedrohungen wegen haben sich 1998 die LSF mit einigen norddeutschen Festivals zu einem Verband mit dem Namen „Dorothys Friends“ zusammengeschlossen. Alle Festivals darin sind zwar selbstständig, können sich aber Transportkosten teilen und einen „Abspielring“ durch diverse Städte organisieren.
Ob Hamburg innerhalb von sechs Wochen im Herbst gleich zwei lesbisch-schwule Filmfestivals verträgt, wird letztlich das Publikum entscheiden. Kleine Pikanterie am Rande: Das Team der LSF hat seinen Gründungsfilm Verzaubert am Mittwoch wieder aufgeführt.
Klaus Braeuer
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