Um den Versand bringen

■ Gewerkschaft: Beate Uhse will Flensburg den Rücken kehren

Die Firmengründerin hat Geburtstag: Beate Rotermund-Uhse feierte gestern ihren 81. und war nicht im Lande. Dem Betriebsrat ist nicht nach Anstoßen: Er saß zur selben Zeit mit dem Konzernvorstand zusammen und verhandelte über die Zukunft der Uhse-MitarbeiterInnen. Nach Informationen der Gewerkschaft HBV will der Erotik-Gigant in Flensburg weitgehend die Zelte abbrechen und damit 134 der 150 Arbeitsplätze beim bekanntesten Unternehmen der Stadt abbauen. Der Konzern selbst wiegelt ab. Es sei noch nichts entschieden, aber: „Dass es Veränderungen geben wird, ist bereits seit Monaten klar – nur noch nicht, wie sie genau aussehen“, orakelt Firmensprecherin Birte Hennig.

Der Versand an die PrivatkundInnen soll, so HBV-Geschäftsführer Reimer Schultz, in die Niederlande wechseln, die Belieferung der einzelnen Läden künftig von Wiesbaden aus organisiert werden. Uhse-Vorstand Dirk Riedel hatte bereits auf der Jahrespressekonferenz des Unternehmens im August in Hamburg darauf hingewiesen, dass man den Versand neu strukturieren wolle. In der Sprache der Manager heißt das, „erfolgreiche Synergieeffekte in der Versand-Logistik erzielen“. Auch den Kauf des holländischen Erotik-Versenders Pabo hatte Riedel in diesem Zusammenhang herausgestrichen – aber wohlweislich kein Wort darüber gesagt, dass in Flensburg massiv reduziert würde.

Über möglichen Stellenabbau gebe man keine Auskünfte, sagt Hennig, aber der Gewerkschaft liegen bereits die konkreten Vorstellungen des Konzerns vor. Auch für den Betriebsrat kommen die Arbeitgeber-Pläne nicht überraschend. Bereits seit längerem verhandelt man ohne Erfolg über eventuelle Sozialpläne. Weil sich beide Seiten nicht einig wurden, tagte gestern bis in den Abend die so genannte Einigungsstelle mit beiden Tarifparteien unter Vorsitz des Flensburger Arbeitsgerichtsdirektors Jahnke, um doch noch eine Lösung für Flensburg zu erreichen. Eine Entscheidung wird möglicherweise für heute erwartet.

Beate Uhse erwartet für dieses Jahr einen Umsatz von 300 Millionen Mark und beschäftigt in zwölf europäischen Ländern 750 MitarbeiterInnen. Peter Ahrens