Nachgehakt: Wie viel Radstation?
■ Bremer Senat hat die Radrechnung diesmal ohne die Bahn gemacht
Es hätte so schön sein können: Das Konzept für die Radstation ist so gut wie fertig, der politische Streit um die zwölf Auto-Kurzzeitparkplätze beigelegt, im nächsten Frühjahr sollte losgebaut werden. Nun funkt die Bahn den Bremer Radgaragenplanern mächtig dazwischen: Entgegen alter Absprachen will die Bahn ihren Grundstückspart nicht mehr für einen symbolischen Preis vermieten, sondern gegen Cash: vier Mark pro Quadratmeter bebaute Fläche, vier Mark für die unbebaute Fläche. Summa summarum rund 70.000 Mark im Jahr. Bis Ende November will die Bahn wissen, ob Bremen die Bedingungen akzeptiert. Sonst sei man gehalten die Flächen anderweitig zu vermarkten.
Offiziell sagt die Bahn dazu nur, dass man nichts mehr zu verschenken habe. „Solche symbolische Preise stammen noch aus der Zeit, als wir eine Bundesbehörde waren.“
„Die Bahn galt immer als verlässlicher Partner“, murrt dagegen die Baubehörde verärgert. Mit der „neuen Linie“ habe man nicht gerechnet. Schriftlich hat die Baubehörde dementsprechend so gut wie nichts in der Hand. Allenfalls gebe es ein paar Protokollnotizen, die zudem noch einiges an Interpretationsvarianten offen lassen, erklärt Brepark-Chef Peter Rienäcker, der die Radstation betreiben will. Ein frühzeitiger Vertrag mit der Bahn wäre so lange nicht möglich gewesen, „als das Thema Radstation noch in der politischen Diskussion war“. Und das war erst im Frühjahr geklärt.
Inzwischen versucht Bau-Staatsrat Fritz Logemann die Bahn auf „höhere Ebene“ anzusprechen, um irgendwie beim symbolischen Mietpreis zu bleiben. Schließlich hätte auch die Bahn was von der 1.500 Räder füllenden Station: mehr Service für die Pendler. Außerdem würde aus dem insgesamt rund vier Millionen Mark teuren Projekt auch die Sanierung der Bahnhalle bezahlt. Und die alte „Schmuddelecke würde mit einer schönen Radstation“ mehr Besucher auf den Platz locken. „Die Station darf jetzt nicht an 70.000 Mark scheitern“, erklärte gestern der Allgemeine Deutsche Fahrradclub.
Bleibt die Bahn in den Gesprächen aber hartnäckig, wären die Alternativen wenig rosig: Entweder die Stadt steckt jährlich 70.000 Mark in die Radsta-tion und macht den Betrieb „für lange Zeit defizitär“, so Rienäcker. Oder man begnügt sich mit dem öffentlichen Grund und verzichtet auf rund zwei Drittel der geplanten Fläche.
Räumlich abspecken sei kaum möglich: Auf den verbliebenen Quadratmetern könne man nicht viel mehr „als den Standard für eine Kleinstadt realisieren“, stellte die Baubehörde gestern klar. Wenn man nicht auf die umstrittenen zwölf Kurzzeitparkplätze verzichten will, gehe es nicht ohne die Bahn. Nur das würde die Bremer CDU nicht mitmachen und damit wäre man wieder bei der Diskussion vom Frühjahr.
Dass es anders geht, erklärt die umweltpolitische Sprecherin der Bremer Grünen, Karin Mathes: In Nordrhein-Westfalen hätte die rot-grüne Regierung mit der Bahn ein 100-Fahrradstationen-Programm abgeschlossen, das den Betreibern eine 10-jährige mietfreie Überlassung der Bahngelände garantiert.
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