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Chicken Run in der Kulturbrauerei

„Wie es ihr gefällt“: Das legendäre Frauenmusikfestival steigt am Wochenende im Kesselhaus. Das Motto: Weniger Gitarren, mehr Elektro

von KATJA GEULEN

Frauen können nicht E-Gitarre spielen. Jedenfalls nicht so, dass es cool aussieht. Finden manche Rockmusikfans. Das ist wie mit Fußball. Die Diskussion, ob das stimmt, ist jetzt jedoch hinfälllig, denn Computer hängt man sich nicht um den Hals.

Inge Morgenroth und Angela von Tallián, die Erfinderinnen des Festivals „Wie es ihr gefällt“, haben in diesem Jahr vor allem Künstlerinnen eingeladen, die weniger mit Gitarren als mit den digitalen Möglichkeiten der Neuzeit Musik machen. Zum 10. Mal jährt sich das internationale Musikerinnentreffen, bei dem ausschließlich Frauen auf der Bühne stehen. Bisher gab es meist eine Mischung aus Rock, Jazz, Weltmusik und etwas Avantgarde.

Das diesjährige Motto ist etwas enger gefasst: Art Pop Art. Es gibt also auch Videoclips und ein Bühnenverhalten, das meist mit dem etwas abschreckenden Wort Performance beschrieben wird. Die Club- und Dance-Fraktion ist ebenfalls vertreten: Frauen an Plattenspielern und Samplern.

In vielen Wohnzimmern und kleinen Sofa-Clubs hat sich in den letzten Jahren ein Sound entwickelt, der auf 80er-Jahre-Mist gewachsen ist, und doch so zeitgeistig daherkommt. Komische Synthieklänge, ironische oder absurde Texte und vor allen Dingen alles liebevoll selbst produziert, das sind die Merkmale des Elektro-Pop. Dies ist alles sehr sympathisch, weil unhysterisch und durchaus interessant anzuhören. Vor allem zeichnet sich aber ab, dass die Künstler/innen ihre Musik auf kleinen eigenen Labels herausbringen. In Berlin zum Beispiel bei „Flittchen Records“, das von den Ex-Lassie-Singers Almut Kotz und Christiane Rösinger betrieben wird.

Im Kreuzberger SO 36 stellten die Veranstalterinnen 1991 erstmals das Frauenmusikfestival auf die Beine. Als Konsequenz aus der eigenen Erfahrung als Musikerin, dass das ein schiefes Verhältnis besteht zwischenFrauen, die gute Musik machen, und Frauen, die auf Festivals eingeladen werden. Mit der Ausdauer der Veranstaltererinnen und Unterstützung des Künstlerinnenprogramms der Kulturverwaltung ist „Wie es ihr gefällt“ mittlerweile zum einzigen regelmäßigen Treffen dieser Art in Deutschland geworden.

Als Highlights des ersten Abends (Freitag) treten die Chicks on Speed auf, die gerade nach Berlin übergesiedelt sind (um uns alle zu retten) und anti-instrumental aber mit böser Attitüde ihre Form von Dada verbreiten. Die drei Damen von der Kunstakademie mögen Punk, House und Super-8-Filme und sind gerade auf dem Weg, Popstars zu werden – mit High-Tech-Trash. Ebenfalls Hühner und mindestens genauso trashig sind die japanischen Performerinnen Frank Chickens aus London. Schon seit 1982 erschallt ihr Anarcho-Pop: „We are not Geishas, we are Ninjas!“

Am Samstag spielt mit Katharina Franck (Rainbirds) eine alte Häsin der Berliner Musikszene ihre neu interpretierten Songs. Die Clubbetreiberinnnen und DeeJanes von Fast Fwd blasen Drum and Bass durch den Sonntagabend. Außerdem dabei: die Vermoosten Vlöten, Speechwater (Amsterdam), Mieko Shimizu (London), und die Popette Betancor.

„Wie es ihr gefällt“ vom 27. bis 29. Oktober im Kesselhaus der Kulturbrauerei (Prenzlauer Berg) Beginn jeweils 20.30 Uhr; Programm unter www.wieesihrgefaellt.de

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