„tagesschau“ vs. „verboten“

Der NDR soll sich nicht so anstellen, meint sogar das Landgericht. Tut er aber

HAMBURG taz ■ Das Problem ist, dass die taz wahrscheinlich gewinnen wird. Damit aber wäre der Streit nicht beendet, sondern würde erst richtig entfacht: taz gegen NDR, David gegen Goliath.

Denn der NDR hat gestern vor dem Hamburger Landgericht angekündigt, sein Flaggschiff „Tagesschau“ weiter zu verteidigen, notfalls bis zum Bundesgerichtshof (BGH). Am 29. November wird zunächst die Landgerichtskammer darüber entscheiden, ob die taz ihre satirische Seite-1-Kolumne wieder „die tagesschau“ nennen darf – oder weiterhin „verboten“ titeln muss.

So heißt sie seit Anfang April, denn der NDR mochte es sich nicht gefallen lassen, dass eine kleine überregionale Tageszeitung auf ihrer Titelseite ein Wort benutzte, das, so behauptet er, „eine berühmte Kennzeichnung höchster Reputation“ darstellt.

Dabei geht es in der taz gar nicht um seriöse Nachrichtenübermittlung, sondern eher um das Gegenteil – „Unfug“, nennt es zum Beispiel der Vorsitzende Richter am Hamburger Landgericht. Der NDR fürchtet trotzdem eine „mittelbare Verwechslungsgefahr“, eine „Verwässerung“ seiner Marke und zwang die taz per einstweilige Anordnung zur Umbenennung.

Das Gericht meinte zwar gestern, der NDR solle sich nicht so anstellen: Zwei taz-Leser sitzen in der zweiköpfigen Kammer, die sich nicht vorstellen kann, dass „irgendjemand glauben könnte, der NDR habe hierfür die Lizenz erteilt“. Eine Verwechslung mit der TV-Sendung sei ausgeschlossen, beleidigt werde die „Tagesschau“ ebenfalls nicht, es sieht also gut aus für die taz.

Der NDR hat bereits Rechtsmittel angekündigt, sollte das Landgericht nicht in seinem Sinne entscheiden. Der Fall, so die Kammer, sei markenrechtlich eine Delikatesse. „Wenn man das hier wirklich wissen will, muss man bis zum BGH gehen.“ Und es gereicht der taz zwar sehr zur Ehre, auch juristische Leckerbissen liefern zu können. Das Problem bei Delikatessen ist aber bekanntlich, dass diese teuer sind. „ ‚Verboten‘ “ tröstete der Vorsitzende, „ist doch eigentlich auch ganz hübsch.“ ELKE SPANNER