: Unsere verdammte Pflicht und Schuldigkeit
Mit einem Bündnis gegen rechte Gewalt befasst sich der Verbandstag des DJV ab Montag in Berlin. Ein Interview mit DJV-Präsident Weischenberg
taz: Was ist bei diesem Bündnis geplant?
Weischenberg: Es gibt drei Anträge, unter anderem vom Fachausschuss Zeitschriften und dem Hamburger JV. Wir wollen uns an schon bestehenden Aktionen beteiligen und für einen differenzierteren, sensibleren Umgang mit dem Thema Ausländer in der Berichterstattung eintreten. Auch die Förderung von Karrieren junger Journalisten mit ausländischen Eltern ist ein Thema, z. B. Türken in deutschen Redaktionen. Wie in den USA, wo man sich bemüht, z. B. Latinos zu integrieren.
Oft waren solche Bündnisse nur Lippenbekenntnisse, wie unterscheidet sich Ihre Aktion?
Die Probleme der Medien mit dem Thema sind die Aktualitätsgebundenheit und dass komplexe Hintergründe sich schwerer vermitteln lassen. Aber es darf nicht von der Tagesordnung verschwinden oder zum Ritual werden, wie die Lichterketten in München z. B. Wir dürfen uns dabei nicht scheuen, mit gewissen politischen Institutionen, wie z. B. dem Informationsamt der Bundesregierung zusammenzuarbeiten. Etwa beim Journalistenaustausch.
Den Tätern soll keine Plattform gegeben werden. Besteht da die Gefahr, dass die Berichterstattung nicht mehr objektiv ist?
Ja, das ist sehr heikel. Das darf nicht zu einer Form von Selbstzensur führen. Das Thema muss außerdem von den politischen Elefanten weggebracht werden, siehe NPD-Verbotsdebatte: Das kann schnell zu politischem Gezerre werden. Und es muss auf die regionale Ebene: über Aktionen in der Nähe berichten.
Aber all das hilft dunkelhäutigen Menschen in der ostdeutschen Provinz auch nicht.
Wir wollen keine unangemessene Erwartungshaltung wecken: Die Medien können keine grundlegenen Änderungen in der Gesellschaft bewirken. Aber es ist unsere verdammte Pflicht und Schuldigkeit, alles zu tun, was wir können. Das darf kein Standortthema bleiben, schließlich geht es um Humanität.
INTERVIEW: JENNI ZYLKA
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