Falk L. war kein unbeschriebenes Blatt

■ Schon bei erster Hausdurchsuchung des Rechtsextremen im August waren Hinweise auf Sprengstoff-Experimente gefunden worden / Mutmaßlicher Attentäter schweigt weiter

Der 21-jährige Rechtsextremist Falk L., in dessen Wohnung die Polizei vor sechs Tagen Sprengstoff gefunden hatte, war den Behörden schon lange bekannt. Schon Anfang letzten Jahres soll er mit extremistischer Krakelerei vor einer türkischen Gaststätte in Bremen aufgegriffen worden sein. Die Polizei nahm seine Personalien auf. Vor der Schützenhalle in Schwanewede soll er, ebenfalls 1999, einen Polizeibeamten mit antisemitischen Schimpftiraden belegt haben.

Richtig aufmerksam wurden die Behörden aber erst im August diesen Jahres. Nach Informationen der taz war die Hausdurchsuchung, die letzte Woche ein hochexplosives Gemisch zutage förderte, nicht die erste. Schon nach einer Heß-Plakatklebe-Aktion am 15. August hatte die Polizei seine Wohnung durchsucht und war dabei auch auf zwei nicht näher bekannte Chemikalien gestoßen. In der Hosentasche des Rechten hatte man schon damals einen kleinen Zettel gefunden, auf dem wie auf einem Einkaufszettel verschiedene andere Chemikalien aufgelistet waren.

Nachdem Chemiker die gefundenen Substanzen untersucht hatten, wurde abgewunken – offenbar handelte es sich um leicht zu beschaffende Substanzen wie Unkrautmittel, deren Besitz nicht strafbar ist, auch wenn sie als Bestandteil von Sprengstoff verwendet werden können. Anders hätte die Sache ausgesehen, wenn Falk L. die Chemikalien beschafft hätte, die auf dem Zettel standen – die Kombination der aufgelisteten Mittel ließ offenbar auf das Vorhaben schließen, hier solle ein explosives Gemisch entstehen. Daraufhin sei der Mann verstärkt in das Visier der Ermittler gerückt. Bei der Hausdurchsuchung gut zwei Monate später ist man nun auf das explosive Acetonperoxyd gestoßen, das offenbar für einen Anschlag gegen ein Asylbewerberheim verwendet werden sollte.

Weitgehend ungeklärt bleiben weiter seine Verbindungen zur rechten Kameradschaft Nord und zur NPD. Sozialarbeiter des Vereins zur Förderung akzeptierender Jugendarbeit hatten bis zum Sommer Kontakt zu einem Teil der Gruppe, sagte Michael Schwarz vom Landesjugendamt. Allerdings hätten die Sozialarbeiter sich dann entschieden, nicht mehr mit der Gruppe zu arbeiten. „Man muss sich immer wieder fragen, ob man mit einem Hilfsangebot weiterkommt oder ob man nichts mehr bewirkt“, sagte Schwarz. Die Bremer Sozialarbeiter seien in der Vergangenheit immer sehr verantwortungsvoll mit dieser Grenzziehung umgegangen. Im Verein selbst wollte man sich dazu nicht äußern.

Erst nachdem sich die Sozialarbeiter aus der Arbeit mit den Bremen-Nordern zurückgezogen hatten, soll sich Falk L. mit weiteren Gleichgesinnten an die Kameradschaft „herangerobbt“ haben, berichtet ein Insider. Zunächst sei er nicht als ideologischer Wortführer aufgetreten, aber vor allem durch erhöhte Gewaltbereitschaft aufgefallen. Das könnte ein Hinweis sein, dass nicht betreute Jugendliche geziel von noch extremeren Gruppen eingenommen werden sollen.

Unangenehm könnte es jetzt auch für die NPD werden. Immerhin hatte der NPD-Stadt-Chef Michael Kurzeja bestätigt, dass Falk L. in NPD-Kreisen einzelne Rechte angesprochen hatte, ob man zu einer Aktion gegen ein Asylbewerberheim bereit sei. Zwar habe man dies abgelehnt und Falk L. isoliert – allerdings vor allem aus der Furcht, es handele sich um einen Provokateur des Verfassungsschutzes. Die Polizei wurde von dem offenbar drohenden Anschlag aber nicht informiert, womit die NPD zum Mitwisser geworden sein könnte. Von der Staatsanwaltschaft sei noch nicht geprüft worden, ob die NPD sich damit strafbar gemacht habe, hieß es. Falk L. habe sein Schweigen gegenüber den Ermittlern noch nicht aufgegeben. cd