Wohnen für drei Liter

In Celle entstehen Zukunftshäuser. Messungen begleiten die späteren Bewohner

In Celle werden elf Energiesparwunder gebaut. Sie haben eines gemeinsam: Es sind Ultra-Niedrigenergiehäuser, von ihren Erfindern beim Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP in Stuttgart auch „3-Liter-Häuser“ genannt.

Angefangen hat alles in den Siebzigerjahren. Nicht nur bei Autos wurde nach Möglichkeiten zur Energieeinsparung gesucht. Innerhalb der letzten Jahre ist der Energieverbrauch bei Neubauten dann um bis zu 90 Prozent gesenkt worden, was nicht zuletzt auch auf die drei seit 1979 erlassenen Wärmeschutzverordnungen zurückzuführen ist. Inzwischen werden sogar schon Häuser gebaut, die gar keine zusätzliche Heizung benötigen. Während konventionell gebaute Einfamilienhäuser durchschnittlich 100 Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr „verheizen“, brauchen die neuen 3-Liter-Häuser eben nur noch drei Liter Heizöl pro Jahr und Quadratmeter, was einer Leistung von 30 kWh entspricht.

Das Demonstrationsvorhaben in Celle wird zeigen, ob die von den verschiedenen aus Architekten, Ingenieuren und Bauphysikern des IBP zusammengesetzten Arbeitsgruppen entwickelten 3-Liter-Häuser sich auch praktisch bewähren. Umfassende Messsysteme sollen über drei Heizperioden hinweg die gesamte Energiebilanz der bewohnten Häuser ermitteln. So können alle Schwankungen der unterschiedlichen Einflüsse von Witterung und Bewohnern berücksichtigt werden.

Insgesamt sechs verschiedene Bautypen werden realisiert. Das Massiv-Aktiv-Haus ist ein „kompaktes Doppelhaus in energieoptimierter Ziegelbauweise“, heißt es in einer Mitteilung des IBP. Neben hocheffizienten Fenstern gibt es eine ausgefeilte Wärmedämmung, Wandheizsysteme und eine besondere Lüftungstechnik. Im Low-E-Haus – ebenfalls ein Doppelhaus – ist ein „wärmepuffernder Wintergarten“ in die eine, eine „solaroptimierte“ Fassade in die andere Seite des Hauses integriert. Hauptmerkmal dieses Typs: emissionsminimierte Heiztechnik. Seinem Namen alle Ehre macht das Wohntrapez-Haus. Durch den trapezförmigen Grundriss und das nach Norden geneigte Pultdach hat die Nordfassade 38 Prozent weniger Fläche als die Südfassade. Gewohnt und gearbeitet wird im hellen und warmen Südteil, untergeordnete Räume liegen im Norden. Ein kompaktes Einfamilienhaus ist das Passiv-Haus. Hier sorgen wieder die nach Süden ausgerichteten Fensterelemente und das gewölbte Pultdach für die optimale Nutzung der passiven Sonnenenergie. Im Solar-Haus sollen laut IBP „aufeinander abgestimmte passive, hybride und aktive Solarsysteme den Energiebedarf weitgehend decken“. Transparent und luftig ist das Millennium-Haus in Holzständerbauweise – ein Modell für großzügiges und offenes Wohnen. Dazu IBP: „Energieoptimierte Bauteile und Anlagentechniken sind in das Gesamtkonzept integriert.“ ALO

Wer neugierig geworden ist, innächster Zeit aber nicht nach Cellefahren kann oder will, findet imInternet unter www.3-liter-haus.com weitere Informationen.