piwik no script img

Später Kater für Bush

Frühere Promille könnten US-Präsidentschaftskandidat George W. Bush die entscheidenden Prozente kosten. Doch sehr wahrscheinlich ist das nicht

WASHINGTON taz ■ Der Mann mit der weißen Weste hat nun doch Dreck am Stecken, jedenfalls nach den Maßstäben von US-Wahlkämpfen. Der republikanische Kandidat George W. Bush hat zugegeben, vor 24 Jahren im Bundesstaat Maine wegen Trunkenheit am Steuer nach einem durchzechten Abend festgenommen und bestraft worden zu sein. Die Washington Post brachte dies auf Seite eins, die New York Times versteckt im Innern. CNN aber unterbrach gar „Larry King Live“, gerade als der texanische Milliardär Ross Perot, der als dritter Kandidat 1992 Bush senior den Präsidentschaftswahlkampf vermiest hatte, Bush junior als Mann ohne Fehl und Tadel empfahl.

George W. Bush hat nie verhehlt, dass er „vor Jahren Fehler gemacht hat“, wie er gleich nach Bekanntwerden der Nachricht erklärte. Bush gab mehrfach zu, bis zu seinem 40. Geburtstag viel getrunken zu haben. Am Morgen nach der versoffenen Geburtstagsparty aber sei er aufgewacht und habe mit Jesu Hilfe ein neues Leben begonnen. „Seit 14 Jahren habe ich nicht mehr getrunken“, versicherte er. Gefragt, warum er denn die Festnahme im Wahlkampf verschwiegen habe, wo doch die Medien in dieser Zeit das Innerste eines Kandidaten nach außen kehren, sagte Bush, er habe vor seinen Töchtern nicht als schlechtes Vorbild dastehen wollen.

Drogen im weitesten Sinne spielten schon in den letzten Wahlkämpfen eine Rolle. Clinton gab 1992 zu, Marihuana probiert, „aber nicht inhaliert zu haben“, was großes Gelächter auslöste. Gore gestand, in den Siebzigerjahren Marihuana geraucht zu haben. Bush wurde mehrfach gefragt, ob er in seinen „wilden Jahren“ nicht auch gekokst habe. Er wich stets aus und versicherte, dass er die Standards für das Kabinett seines Vaters erfüllt habe: Das verlangte Drogenfreiheit für die letzten sieben Jahre. Diese verklausulierte Antwort wurde als halbes Geständnis ausgelegt.

Al Gores Wahlkampfteam bestritt energisch, etwas mit der Nachricht von Bushs Trunkenheit am Steuer zu tun zu haben. Präsidentschaftskandidaten sind in den letzten Jahren viele persönliche Fehltritte verziehen worden. Clinton wurde trotz seiner Frauengeschichten gewählt. Gore hat sein Geständnis, gehascht zu haben, nicht geschadet, und Bush hat aus seinem Verhältnis zum Alkohol gar eine Tugend gemacht und wiederholt die Geschichte seiner Abkehr erzählt. Es ist unwahrscheinlich, dass die neue Enthüllung den Wahlausgang beeinflusst.

PETER TAUTFEST

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen