der polizist, die gleitcreme und der damenschlüpfer
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von RALF SOTSCHECK

Gerard Lynch ist ein tüchtiger Polizist. Der 37-Jährige hat jahrelang „Crimeline“ – die irische Version von „Aktenzeichen XY ungelöst“ – im Fernsehen präsentiert, ist sich aber dennoch nicht zu schade für unbezahlte Überstunden im Kampf gegen das Verbrechen. Unglücklicherweise hat er vergessen, seinen Vorgesetzten von seinem privaten Einsatz vor Ort zu informieren.

Der hatte bereits ein paar Kollegen auf den Fall angesetzt: In einem Bordell im westirischen Limerick verlangten Kunden angeblich nach Minderjährigen. Die Beamten installierten eine Videoanlage und tauschten die Bordellbesitzerin gegen eine Polizistin aus. Der erste Freier, der erschien, war Gerard Lynch. Wie alt denn das jüngste Mädchen sei, das sie anbieten könnte, wollte er von der Kollegin wissen. Jünger als acht sei schwierig, antwortete sie. Lynch meinte, das wäre auch für ihn das Mindestalter, und verlangte ein langfristiges Arrangement mit Mengenrabatt, denn er würde alle zehn Tage vorbeischauen. Außerdem wollte er die Mädels manchmal für ein Wochenende in das Landhaus seines Freundes mitnehmen. Er prahlte, dass er „es schon öfter mit Zwölfjährigen gemacht“ habe. Dann bestellte er sich für einen Preis von 250 Pfund die 13-jährige Tonya aufs Zimmer.

Stattdessen erschienen seine Kollegen und verhafteten ihn. Er versuchte vergeblich, ihnen weiszumachen, dass er in geheimer Mission unterwegs sei. Er suche eine 13-Jährige, die aus seiner Nachbarschaft verschwunden sei. In der Zeitung habe er gelesen, dass in den Bordellen von Limerick Minderjährige arbeiteten. Deshalb habe er das Mädchen dort gesucht. Die Polizisten suchten auch und fanden bei Lynch eine Tube Gleitcreme, einen zarten Damenschlüpfer und 250 Pfund. Lynch hatte auch dafür eine Erklärung parat: Er leide an der Crohn’schen Krankheit, die merkwürdige Auswirkungen auf den Darm habe, und da verschaffe ihm manchmal eben nur Gleitcreme Linderung. Und der Damenschlüpfer, der eigentlich nur aus ein paar Schnüren bestand?

Bisweilen, so erklärte Lynch, führe die Krankheit auch zu Durchfall, und deshalb verlasse er das Haus nie ohne eine Ersatzunterhose. Am Morgen, als er auf seine Undercover-Mission ging, war es noch dunkel, und er habe er aus Rücksicht auf seine schlafende Frau kein Licht eingeschaltet. In der Finsternis habe er versehentlich dann ihren Schlüpfer erwischt. Das kann schon mal passieren.

Das Geld habe er eingesteckt, falls man im Bordell Vorauszahlung verlangt hätte. Lynch war so empört über die Vorstellung von Minderjährigen im Bordell, dass er unverzüglich seine Untersuchungen aufgenommen hatte, ohne jemanden davon zu informieren. Als die Polizei seine Telefonrechnungen überprüfte, kam heraus, dass Lynch in den Wochen zuvor mehr als 400 Mal bei „Modell-Agenturen“ angerufen hatte – alles im Zuge seiner Ermittlungen, versteht sich.

Das Gericht glaubte ihm nicht. Er wurde zu neun Monaten Haft verurteilt. Hoffentlich darf er die Gleitcreme in die Zelle mitnehmen – falls Crohn kommt.