: Radprofi war kein Dealer
Staatsanwalt beantragt Bewährungsstrafen im Doping-Prozess, legt aber Freispruch für Richard Virenque nahe
LILLE dpa ■ Im Doping-Prozess von Lille, in dem der Tour-de-France-Skandal von 1998 beleuchtet wird, hat die Staatsanwaltschaft gestern Haftstrafen auf Bewährung und Geldbußen für die Leitung des Festina-Teams gefordert. Für den früheren Sportdirektor Bruno Roussel verlangte Staatsanwalt Gerald Vinsonneau eine 18-monatige Haft auf Bewährung sowie 50.000 Franc (15.000 Mark) Geldstrafe.
Der frühere Festina-Betreuer Willy Voet sollte nach dem Antrag der Staatsanwaltschaft 14 Monate auf Bewährung erhalten und 20.000 Franc zahlen. Für andere Festina-Führungskräfte stellte Vinsonneau Anträge zwischen acht Monaten und einem Jahr Haft auf Bewährung.
Radprofi Richard Virenque, der nach zweijährigem Leugnen die Einnahme von Doping-Mitteln zugegeben hatte, sollte freigesprochen werden, machte der Staatsanwalt indirekt deutlich. Er habe im Laufe des Prozesses vor der 7. Strafkammer in Lille keine andere Sicht der Rolle Virenques erhalten, erklärte Vinsonneau und erinnerte an seine frühere Einschätzung, wonach die Fakten nicht für eine Komplizenschaft Virenques in dem Doping-Fall sprächen. „Es wäre gewagt, das Strafrecht so zu interpretieren, dass die Konsumenten als Komplizen der Verteiler (von Drogen) anzusehen sind.“
Voet hatte den größten Doping-Skandal der Radsport-Geschichte am 8. Juli 1998 ausgelöst. In einem offiziellen Festina-Mannschaftswagen wurde er an der belgisch-französischen Grenze gestoppt. Bei Voet wurden 400 Ampullen mit Doping-Präparaten sichergestellt. Acht Tage später wurde die gesamte Festina-Equipe von der Tour suspendiert.
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