Kurz und klein

Nach dem leichten Sieg gegen David Tua will Box-Weltmeister Lennox Lewis endlich Mike Tyson als Gegner

BERLIN taz ■ „Du bist zu klein, um mir Ärger zu machen“, teilte Muhammad Ali einmal einem deutschen Fernsehreporter mit, der ihm frech kam. Ähnliches hätte Lennox Lewis am Samstag abend in Las Vegas zu seinem Herausforderer David Tua sagen können. Der 1,77 große Neuseeländer hatte vor dem Kampf um die WBC/IBF-Weltmeisterschaft im Schwergewichtsboxen die Befürchtung geäußert, Lewis könnte sich seiner Angriffe durch Umklammerung erwehren, doch Tua kam dem einen Kopf größeren Engländer kaum einmal so nah, dass der ihn hätte greifen können. „Ich bin kurz, aber gigantisch“, hatte der von Samoa stammende Tua gedroht, vor 12.000 Zuschauern im Mandalay Bay-Hotel wirkte er winzig.

Geradezu aufreizend nonchalant, die linke Faust baumelte meist in Höhe seines Oberschenkels, stand Lennox Lewis im Ring, während Tua verzweifelt versuchte, ihn mit seinem gefürchteten linken Haken zu treffen, ein kobrahaft schneller Schlag, hinter dem das ganze Gewicht des stämmigen 27-Jährigen steckt. Doch seine Faust fand nur selten ihr Ziel, und selbst dann schaffte es Lewis, dem Schlag durch Zurückpendeln des Kopfes die Wirkung zu nehmen und dem kleinen Frechling zur Strafe noch eins auf die Nase zu geben. Mit seiner überlegenen Boxkunst, die auch schon Evander Holyfield mehrfach extrem alt aussehen ließ, punktete der 35-jährige unaufhörlich, am Ende wies die Statistik 300 Treffer für ihn, nur 110 für Tua aus.

Als samoanischer Krieger hatte sich der Mann mit der steilen 13 cm-Frisur vorher präsentiert, nach dem Fight musste er sich von Lewis belehren lassen: „Wenn man in den Krieg zieht, sollte man sein ganzes Arsenal mitbringen, nicht nur einen linken Haken und einen schlechten Haarschnitt.“ Wen Lewis gern als nächsten Gegner im Ring sehen möchte, verkündete er in Las Vegas mit einer etwas holprigen Variante alter Muhammad-Ali-Lyrik: „If Tyson wants to come to test, I‘ll put him to rest; Lennox Lewis is the best.“ MATTI