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Lea Rabin gestorben

Als „Friedensbotschafterin“ setzte sie das Werk ihres ermordeten Mannes fort. Ein Leben für Israel und die Aussöhnung mit den Palästinensern

BERLIN taz ■ An den Gedenkfeiern zum fünften Jahrestag der Ermordung ihres Mannes hatte sie nicht mehr teilnehmen können, stattdessen sandte sie eine bewegende Botschaft aus dem Krankenhaus. Nun ist Lea Rabin, die Witwe des 1995 ermordeten israelischen Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin, im Alter von 72 Jahren in Tel Aviv einem Krebsleiden erlegen.

Lea Rabin, 1928 als Lea Schloßberg in Königsberg geboren, verließ Deutschland bereits 1933, nach der nationalsozialistischen Machtübernahme. In Tel Aviv, wo sich ihre Familie niedergelassen hatte, studierte sie Pädagogik, als Lehrerin arbeitete sie jedoch nur kurze Zeit. Am israelischen Unabhängigkeitskampf nahm sie als Mitglied der Selbstverteidigungsorganisation Haganah teil, der auch ihr späterer Mann Jitzhak Rabin angehörte. Die beiden heirateten 1948, noch vor der Gründung des Staates Israel.

Lea Rabin begleitete die politische Karriere ihres Mannes, der als Generalstabschef im Sechstagekrieg 1967 zum Helden geworden, zunächst Botschafter in Washington war und 1974 erstmals zum Ministerpräsidenten gewählt wurde. Für ihren eleganten Lebenstil bekannt, knüpfte Lea Rabin nicht nur politische Kontakte, sie sorgte auch für den einzigen Karriereknick ihres Mannes: Als bekannt wurde, dass sie ein illegales Dollar-Konto im Ausland unterhielt, musste Jitzhak Rabin zurücktreten.

In seiner zweiten Amtsperiode engagierte sich Ministerpräsident Rabin für die Aussöhnung mit den Palästinensern, was ihm 1993, gemeinsam mit Jassir Arafat, den Friedensnobelpreis einbrachte, aber auch den unversöhnlichen Hass des ultrarechten Lagers in Israel. 1995 wurde Jitzhak Rabin von einem jüdischen Fanatiker ermordet.

Lea Rabin widmete sich nach dem Tod ihres Mannes mit großer Energie der Bewahrung und Entwicklung seines politischen Vermächtnisses. In unzähligen öffentlichen Auftritten und in streitbaren Kommentaren zur israelischen Politik gegenüber den Palästinensern erwarb sie sich den Ruf einer „Botschafterin des Friedens“, aber auch den Spitznamen „Witwe der Nation“. Diese Haltung prägte auch ihre 1997 veröffentlichten Erinnerungen „Ich gehe weiter auf seinem Weg“. Sie wurde für ihre Arbeit mit zahlreichen internationalen Auszeichnungen geehrt, zuletzt 1998 mit der Buber-Rosenzweig-Medaille der deutschen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.

Noch im vergangenen Jahr ist Lea Rabin als künftige Botschafterin ihres Landes bei den Vereinten Nationen gehandelt worden. Sie erklärte damals, sie sei bereit, diese Aufgabe zu übernehmen. Die Verschlimmerung ihres Krebsleidens hat es ihr nun unmöglich gemacht, ihr Eintreten für den Frieden im Nahen Osten in dieser prominenten Funktion fortzusetzen.

EDGAR PEINELT

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