: Anschlag auf Stammtisch
Scheiben eines Lokals in Kreuzberg eingeworfen. Dort trafen sich unregelmäßig „Republikaner“-Anhänger. Noch kein Bekennerschreiben. Staatsschutz ermittelt
Eine Gruppe von 20 Personen hat am Dienstagabend gegen 19.20 Uhr die Scheiben eines Lokals in der Wrangelstraße mit Kleinpflastersteinen eingeworfen. Nach Angaben der Polizei fand zu dieser Zeit in dem Lokal eine Sitzung des Bezirksverbandes Kreuzberg-Friedrichshain der Partei „Die Republikaner“ statt. Durch die zerstörten Fensterscheiben seien von den Tätern Feuerwerkskörper in das Lokalinnere geschossen worden. Die Personen seien anschließend durch die Taborstraße in Richtung Görlitzer Ufer geflüchtet.
Aufgrund der Rauchentwicklung hätten die „Sitzungsteilnehmer“ die Räumlichkeiten verlassen müssen. Personen seien nicht zu Schaden gekommen. Der polizeiliche Staatsschutz ermittelt. Bei dem Lokal handelt es sich um das „Tabor-Eck“, das dem Äußeren nach eine ganz normale Eckkneipe zu sein scheint. Ein völlig entnervter Zapfer verwies gestern darauf, dass das Lokal geschlossen sei.
Glaser waren im Begriff, die Fenster auszubessern. Eine Fensterwand war mit Pressspanplatten abgedeckt, eine zweite wies zahlreiche Einschlagstellen von Pflastersteinen auf. Die Geschäfte in der Umgebung hatten von der Aktion offensichtlich nichts mitbekommen. „Wir haben nur einen Feuerwehrwagen und die Polizei vor dem Lokal stehen sehen“, sagte eine Buchbinderin.
Ein Kioskbesitzer wollte immerhin gehört haben, dass die Täter vermummt gewesen seien. Ein Bekennerschreiben ist nach Angaben der Polizei noch nicht eingegangen.
Eine Polizeisprecherin erklärte auf Nachfrage, das „Tabor-Eck“ sei „kein fester Treffpunkt“ der Republikaner. Detlef Britt, Landesgeschäftsführer der Reps, zeigte sich über die Nachricht von dem Anschlag überrascht. Er habe nichts davon gewusst. In dem Lokal hätten keine regelrechten Sitzungen, sondern lediglich gelegentliche Stammtischabende stattgefunden.
In den vergangenen Jahren sei es zu keinen Anschlägen auf solche Stammtischkneipen gekommen. Sein Landesverband habe etwa 600 Mitglieder.
PLU/GES
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen