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Hertha auf Aktie

Hertha BSC möchte ein Kapitalgesellschaft werden – wenn die Mitglieder das am 26. November wollen

Die Sonne schien gestern gleißend über dem Hotel Intercontinental und machte Bernd Schiphorst die Wortwahl leicht. „Solche Schritte, wie wir sie gehen wollen, sollte man nur in Schönwetterlagen machen“, sagte der Präsident von Hertha BSC Berlin.

Solche Schritte? Der Sportverein plant die Umwandlung seiner Fußballabteilung in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA). Und Schönwetterlage heißt nichts anderes, als dass Hertha „gesund“ ist, keine Schulden hat und laut Manager Dieter Hoeneß beim Betreten einer Bank an der Kreditabteilung vorbei gleich in die „Hartgeldabteilung“ vorrücken darf. Laut Geschäftsbericht beträgt der erwirtschaftete Überschuss in der vergangenen Saison 384.000 Mark, der Gesamtumsatz lag bei 107 Millionen – womit sich diese Summe in den letzten fünf Jahren verneunfachte.

Zur Gesellschaftsform der Kapitalgesellschaft gehören die Fußballbundesliga-Mannschaft, das erste Amateurteam und die A-Jugend des Klubs, andere Sparten wie Boxen und Tischtennis sollen von der Wirtschaftskraft der Fußballer „alimentiert“ werden. Die Vereinsoffiziellen bemühten sich zu verdeutlichen, dass mit der Gründung einer KGaA „die Seele des Vereins“ nicht verkauft werde, überdies geschehe dies nicht aus einem „Zwang“ heraus, wie Hoeneß argumentierte. Es gehe vielmehr um eine zeitgemäße professionelle Struktur, die das Handlungsspektrum erweitere. Alle Entscheidungsgewalt verbleibe unter 100-prozentiger Kontrolle von Hertha, erklärte Rupert Scholz, Aufsichtsratsvorsitzender.

Die KGaA ruht auf vier Säulen: den Teams, dem Stadion, an dem Hertha beteiligt ist, dem Vereinszentrum („Home of Hertha“) und so genannten neuen Geschäftsfeldern. Der Kapitalgesellschaft steht ein Gremium vor, in dem alle Aufsichtsratsmitglieder und das Präsidium der Blau-Weißen sitzen. Dieses beruft und kontrolliert die Geschäftsleitung der KGaA. Noch ist die Umwandlung nicht beschlossen. Erst am 26. November entscheiden die Mitglieder von Hertha über den Vorschlag. Dazu ist eine Dreiviertelmehrheit nötig, an der Schiphorst keinen Zweifel hat.

Sollte die Umwandlung angenommen werden, steht Hertha BSC in den kommenden Monaten kein Börsengang bevor, wie ihn Borussia Dortmund jüngst vollzog. Man wolle abwarten, weiter „geschickt agieren“, Ausschau nach einem „strategischen Partner“ halten und zu gegebener Zeit über eine Börsennotierung beraten. MARKUS VÖLKER

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