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„Kriegsähnliche Auseinandersetzung“

■ Werftarbeiter denmonstrieren für Chancengleichheit

Im Kampf um Chancengleichheit mit der südkoreanischen Billigkonkurrenz haben die deutschen Werftarbeiter ihre Aktion „Rettungsboot“ gestern in Kiel fortgesetzt. An einer Kundgebung auf dem Gelände der Howaldtswerke-Deutsche Werft (HDW) beteiligten sich nach Angaben der IG Metall über 1000 Schiffbauer. Sie forderten Unterstützung von der EU-Kommission im Konkurrenzkampf gegen die mit Dumping-Preisen vorgehenden südkoreanischen Werften: Diese bieten ihre Handelsschiffe dank hoher Subventionen um bis zu 40 Prozent unter dem Weltmarktpreis an.

Die Werftarbeiter verlangten von der EU, dass die befristeten Produktionsbeihilfen so lange verlängert werden, wie Korea mit seinen Dumping-Preisen den Markt beherrscht, und dass die EU eine Klage gegen Korea bei der Welthandelsorganisation WTO eingereicht.

Die Arbeiter, HDW-Vorstand Hans-Joachim Schmidt und der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Frank Teichmüller, nahmen auch die rot-grüne Landesregierung in die Pflicht: Sie soll wie die anderen Nord-Länder die Ko-Finanzierungsmittel bei der Wettbewerbshilfe voll ausschöpfen, um die 7.000 Arbeitsplätze in Schleswig-Holstein zu sichern. Die Regierung in Kiel hat ihren Betrag zuletzt um 20 Millionen auf nunmehr 80 Millionen Mark aufgestockt, sieht sich zu einem weiteren „Nachschlag“ angesichts der Haushaltsprobleme aber nicht in der Lage. Die Bundesregierung hat weitere 80 Millionen Mark zur Verfügung gestellt.

HDW-Vorstand Schmidt nannte den Konflikt mit Südkorea eine „kriegsähnliche wirtschaftliche Auseinandersetzung“. Teichmüller verwies darauf, dass Südkoreas Werften zuletzt 85 Prozent aller Aufträge für Großcontainerschiffe an Land gezogen haben – einst auch ein wichtiges Geschäft für HDW. „Wir können nicht akzeptieren, dass auf dem Weltmarkt einer Foul spielt“, meinte Teichmüller. Er warf der EU-Kommission vor, trotz der Wettbewerbsverzerrungen nicht zu handeln: „Die EU schützt Südkorea“, sagte Teichmüller.

Am Mittwoch wird das 8,20 Meter lange „Rettungsboot“ mit Hunderten von Unterschriften und dem Logo „Arbeit für die Werften – Zukunft in Europa“ bei der Werft Blohm + Voos in Hamburg anlegen, bevor das Boot kommende Woche in Berlin an Bundeswirtschaftsminister Werner Müller übergeben werden soll. dpa/taz

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