: Zu viele Unbekannte
betr.: „Ein Torwart im Geiste von Bertolt Brecht“ (Oliver-Kahn-Vorschläge zur Bayern-Zukunft), taz vom 20. 11. 00
Die Bayern im freien Fall. Im Schlepptau: Zehn blauweiße Mimosen und ein Bälle fangender Primat auf Speed zwischen zwei Pfosten. Nur die Tollkühnsten unter den Vordenkern und Miesmachern dieser Nation hätten diesen Gedanken am Jahresanfang zu spinnen gewagt. Nun aber können nur noch Anhänger von Naturreligionen und Nihilisten das Vorliegen einer Krise leugnen. In diesem Moment treffen Detlef Kuhlbrodts wohl dosierten Pfeile exakt ins Schwarze.
Hach, was gehen uns Nordlichtern die Herzen auf, wenn wir Homos Kahnus von der Einstellung des Spielbetriebes reden hören, als würde er über seinen ersten Samenerguss berichten. Irgendwie emotionslos, nicht minder sybillinisch und scheinbar apodiktisch. Doch nun fragt sich jedermann: Wie sieht er aus, der geheime Kahn-Plan? Den Spielbetrieb einzustellen, ist allein kein probates Mittel, um uns Fußballfreunde vor kommendem Ungemach zu schützen. Wer verhindert weitere Kahn-Interviews? Wer unterbindet das unerträgliche Bayern-Merchandising? Wer bringt „Holstein Kiel“ zurück in die Bundesliga? Zu viele Unbekannte. Ich glaube, ich werde meine Drohung wahrmachen und zum Handball konvertieren. ALJOSCHA ROHWEDER, Flensburg
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