: Barak forciert Trennungsplan
Experten arbeiten an Errichtung einer Pufferzone zwischen Israelis und Palästinensern. Wieder Verletzte bei Anschlägen in Gaza. Arafat signalisiert Verhandlungsbereitschaft
JERUSALEM taz ■ Im Gaza-Streifen und im Westjordanland sind gestern erneut mehrere Sprengsätze explodiert. Auf beiden Seiten gab es Verletzte bei einer Explosion in unmittelbarer Nähe eines Koordinationsbüros der israelischen und palästinensischen Sicherheitskräfte. Auch im israelischen Kernland gab es offenbar mehrere Versuche neuer Anschläge. Nach Auskunft der Polizei in Jerusalem sind in der Stadt mehrere Sprengsätze gefunden und entschärft worden. Die Polizei rief die Bevölkerung zur erhöhten Wachsamkeit auf. Im Zentrum von Nablus starb ein Hamas-Aktivist offenbar bei der Fehlzündung eines Sprengstoffsatzes.
Einen Tag nach dem Anschlag in Hadera, bei dem zwei Menschen ums Leben gekommen waren, ist offen, wie Israel reagieren wird. Bei einer Kabinettssitzung kam es zu keiner Einigung. Der Trend geht offenbar weg von Militärmaßnahmen, wie sie die Regierung Anfang der Woche als Reaktion auf den Anschlag in Gaza beschlossen hatte. Bereits da hatte Barak nur eine knappe Mehrheit gewinnen können.
Von den sechs Ministern stimmte nur Justizminister Jossi Beilin gegen den geplanten Angriff. Schimon Peres und Amnon Lipkin-Schachak enthielten sich indes erst der Stimme, als absehbar war, dass es sonst ein Unentschieden geben würde.
Die Luftangriffe am Montag hatten eine internationale Verurteilung zur Folge. Der ägyptische Botschafter wurde abberufen. Gleichzeitig hatten die Angriffe nicht die erwartete Abschreckungswirkung auf die Palästinenser. Stattdessen eskaliert die Gewalt erneut. Alternativ zu Luftangriffen wäre der Einsatz von Sondereinheiten denkbar, die sich in Zivil unter die palästinensische Bevölkerung mischen, um die Anführer militanter Aktionen ausfindig zu machen. Möglich sind auch verschärfte wirtschaftliche Maßnahmen. Ariel Scharon erklärte vor kurzem: „Wenn ich die Wahl habe, auf Kinder zu schießen oder den Leuten den Strom abzudrehen, muss ich nicht lange überlegen.“
Barak setzte seine Beratungen hinsichtlich einer Trennung zwischen Israel und den Palästinensern fort. Experten arbeiten derzeit unter Vorsitz von Vizeverteidigungsminister Efraim Sneh an diesem Plan. Berichten zufolge werden auch in der amerikanischen Führung Überlegungen angestellt, wie zwischen den beiden Völkern eine „Pufferzone“ errichtet werden kann.
Problematisch sind die Siedler, die kaum von den Palästinensern zu trennen sind, so man sie nicht in Blöcken konzentriert. Die Fatah in Bethlehem drohte: „Jeder Siedler ist ein potenzielles Angriffsziel.“ Im Gaza-Streifen kündigte die Fatah Vergeltung für die vier Palästinenser an, die israelische Soldaten am Vortag erschossen hatten.
Palästinenserpräsident Jassir Arafat verurteilte den jüngsten Anschlag, für den am Morgen die unbekannte „Islamische Revolution“ die Verantwortung übernahm. Israelische Sicherheitskräfte vermuten, dass der Islamische Dschihad dahinter steckt. Arafat signalisierte erneut Verhandlungsbereitschaft. Er wird heute Russlands Präsidenten Wladimir Putin treffen. Auch in Amerika wird die Hoffnung auf eine Lösung nicht aufgegeben. US-Außenministerin Madeleine Albright sprach von einer neuen Initiative der USA, die Gewalt zu beenden. SUSANNE KNAUL
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