piwik no script img

Gegen die 60er Jahre

■ Niedersächsische Anti-A20-Initiativen vernetzen sich für gemeinsamen Protest

Die Menschen in vielen Gemeinden der Kreise Stade, Bremervörde, Rotenburg, Harburg und Cux-haven proben den Aufstand. Ortsräte, die eine Trassenführung der A20 durch ihr Dorfgebiet bereits akzeptiert hatten, sehen sich plötzlich Bürgerinitiativen gegenüber. Bei Veranstaltungen zum Thema platze dioe Säle aus allen Nähten. Ende der vergangenen Woche haben sich beim BUND in Stade zum ersten Mal VertreterInnen der Bürgerinitiativen gegen die Autobahn aus den Gemeinden südlich der Elbe getroffen – der Start zu einer weiträumigen Vernetzung, die auch die Zusammenarbeit mit den längst organisierten Initiativen in Schleswig-Holstein einschließen soll.

Die VertreterInnen der Initiativen sahen sich dabei vor das Problem gestellt, dass sie nicht nur gegen die Parteien kämpfen müssen, die sich jahrzehntelang für eine Autobahn eingesetzt haben, damit der strukturschwache Raum erblühe. Sie müssen auch mit den widersprüchlichen Bedürfnissen ihrer eigenen Klientel zu Rande kommen. Denn die möchte einerseits die Vorteile des Landlebens genießen, andererseits jedoch mit dem Rest der Welt bequem verbunden sein.

„Ich glaube, dass alle denken, dass der Protest auf dem St.Florians-Prinzip beruht“, sagte der Stader BUND-Vorsitzende Heiner Baumgarten. Nach dem Motto: Mir ist alles egal, nur nicht vor meiner Haustür. Dem müsse eine Solidarisierung aller betroffenen Gemeinden entgegen gesetzt werden – im Bewusstsein, dass die Autobahn die vom eigenen Gartenzaun wegrückt, vor des Nachbarn Nase vorbei führt. Die verkehrspolitische Quintessenz der A20-Planungen zog ein Bürger so: „Jetzt kommt die Neuauflage der 60er Jahre.“

Die Treffen der Initiativen sollen in Zukunft einmal im Monat stattfinden, das nächste ist für Mitte Januar geplant. InteressentInnen wenden sich an den BUND in Stade, Telefon 04141/63333. Die im Entstehen begriffene Anti-A20-Initiative in Agathenburg lädt für den 5.Dezember ab 20 Uhr in die Mehrzweckhalle ein. knö

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen