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Rassist gegen Exkommunist

Beide Präsidentschaftskandidaten trennen nur wenige Prozentpunkte. In knapp zwei Wochen sind die Rumänen zur Stichwahl aufgerufen

taz: Herr Tudor, wenn Sie zitiert werden, wenn über Sie gesagt wird, Sie seien antisemitisch, rassistisch und xenophob, dann streiten Sie das gemeinhin ab.

Corneliu Vadim Tudor: Über Jesus Christus wurde auch alles Mögliche gesagt. Ich bin ein frommer Sohn Gottes. Ich achte alle Menschen, ich habe gegen keine Ethnie etwas.

Wie erklären Sie sich Ihren Wahlerfolg?

Meine Botschaft ist seit zehn Jahren dieselbe: eine nationale und eine des Rechts. Die Würde der Rumänen wurde mit Füßen getreten, vor allem durch ausländische Abenteurer. Der zweite Grund ist, dass in Rumänien schrecklich gestohlen wurde. In den letzten elf Jahren wurden aus Rumänien mehr als zehn Milliarden Dollar beiseite geschafft, ins Ausland. Das haben meine Experten berechnet.

Werden Sie mit dem Maschinengewehr regieren?

Ich kann Ihnen nur mit Goethe antworten, einem meiner Idole: Entstelle zuerst deinen Gegner und bekämpfe ihn dann als Monster. So wurde auch ich entstellt. Das mit dem Maschinengewehr habe ich vor zweieinhalb Jahren in einem metaphorischen, polemischen Kontext gesagt. Niemand kann beweisen, dass es in der Geschichte meines Lebens und meiner Partei irgendeine gewaltsame Aktion gab. Als Präsident werde ich dann auf Polemiken und Pamphlete verzichten.

Eigentlich sind Sie also ein Anhänger des Rechtsstaates?

Die Früchte der Demokratie sind süß. Ich respektiere den Rechtsstaat unter der Bedingung, dass es ein Staat ist. Im Dezember 1989, beim Sturz Ceaușescus, wurde der rumänische Staat gesprengt. Wir versuchen, aus den Scherben einen neuen Staat zu konstruieren.

Was wollen Sie konkret tun?

Die Leute glauben, dass wir die Retter sind. Ich persönlich glaube nicht an messianische Lösungen. Es gab nur einen einzigen Messias, Jesus Christus, und vielleicht Leonardo da Vinci, über den ja einige sagen, er sei Außerirdischer gewesen. Wir sind ein Team. Wer etwas verbrochen hat, muss sich vor dem Gesetz verantworten.

Wollen Sie die Todesstrafe wieder einführen?

Ich bin für das Leben, nicht für den Tod. Unser Programm sieht ein Referendum vor. Wir wollen ein Referendum über die Todesstrafe für Vergewaltiger und Kindermörder. Wir haben ein demografisches Defizit. Rumänien ist ein Land des Sextourismus, schlimmer als Thailand, vor allem für Pädophile. Sie wissen ja von diesem amerikanischen Pädophilen, der international gesucht wurde und der sich hier in der amerikanischen Botschaft versteckt hat. Ich bin nicht gegen die Homosexuellen. Das ist ein genetischer Defekt. Nur Gott urteilt. Aber ich frage: Schützen wir Kriminelle oder Kinder? INTERVIEW: KENO VERSECK

taz: Herr Iliescu, Sie liegen im Rennen um das Amt des Präsidenten zwar auf Platz eins. Ihre Partei der Sozialen Demokratie hat die Wahlen gewonnen. Aber auch die Großrumänien-Partei hat ein außerordentlich hohes Ergebnis erzielt. Was ist der Grund dafür?

Ion Iliescu: In erster Linie die Armut. Die Regierungskoalition, die in den letzten vier Jahren an der Macht war, hat ein ökonomisches und soziales Desaster im Land hinterlassen. Die Menschen sind am Ende mit ihrer Kraft und ihrer Geduld. Die Verantwortung für dieses Wahlergebnis liegt ausschließlich bei den Parteien der Koalition, die bis jetzt regiert hat.

Besorgt es Sie, dass so viele Menschen für eine extrem nationalistische Partei gestimmt haben?

Dieses Votum ist kein Votum für den Extremismus. Die Menschen sind verzweifelt. Vadim Tudor stellt sich als Retter der Nation dar. Aber solche Retter, solche messianischen Lösungen gibt es nicht. Mit seiner demagogischen Rethorik führt er die Leute in die Irre. Lösungen hat er nicht anzubieten.

Die Großrumänien-Partei und ihr Führer Vadim Tudor wurden jahrelang verharmlost. Müssen sich die demokratischen Parteien und die zivile Gesellschaft jetzt gegen eine totalitäre Gefahr vereinen?

Ich sehe diese zivile Gesellschaft und die Intellektuellen nicht. Die haben sich in den letzten Jahren mit allem anderen beschäftigt, zum Beispiel mit Attacken gegen uns. Und wegen dieses Bildes, das die Parteien der bisherigen Koalition im Parlament in den letzten vier Jahren abgegeben haben, ist ja die Großrumänien-Partei zu diesem Ergebnis gekommen.

Werden Sie und Ihre Partei jetzt verstärkt gegen den Extremismus, gegen die Großrumänien-Partei auftreten?

Nationalismus und Extremismus sind keine Lösungen. Wir werden bei unserer Botschaft bleiben: Rumänien befindet sich in der schlimmsten ökonomischen und sozialen Situation der letzten elf Jahre. Das müssen wir dringend ändern, und wir werden es ändern. Wir müssen den Armen helfen, die Wirtschaft wieder auf die Beine bringen, die Aufnahmeverhandlungen mit der Europäischen Union fortsetzen. Zur europäischen und euroatlantischen Integration Rumäniens gibt es schließlich keine Alternative.

Eine Koalition mit der Großrumänien-Partei schließen Sie aus?

Ja. Eine Koalition mit dieser Partei wird es nicht geben.

Ihre Partei hat aber von 1994 bis 1996 in einer koalitionsähnlichen Form mit der Großrumänien-Partei zusammengearbeitet.

Zwischen uns und der Großrumänien-Partei ist auch eine solche Form der Zusammenarbeit ausgeschlossen.INTERVIEW: KENO VERSECK

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