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Treffen Sie Gregor

Weltliteratur als Spiel: Nur so kann die Erde vor dem totalen Stumpfsinn bewahrt werden  ■ Von Peter Ahrens

Es muss eine Möglichkeit geben. Irgendeine. Es kann nicht so weitergehen. Alles, was jünger als 30 ist, weiß bei Günther Jauch zwar, was Browser sind, aber verwechselt Joyce und Joystick, Godot und dot.com, Telekom mit Telemann, Möllemann mit Liebermann. Hauptstadt von Paris? Da muss ich das Publikum befragen, glaub ich. Sie wissen über Infenion-Aktien Bescheid, aber wenn die 32.000 Mark-Frage lautet: „Wer dichtete Kabale und Liebe?“, dann denken sie an Jenny und Alex (Hat er nur, wie Bild vermutet, Luft in der Pumpe?), bestenfalls an Karim und Daniela. Was tun? Wie nur Bildung in RTL-verkleisterte Hirne bekommen? Ist alles vergebens? Kann selbst Herr Schwanitz nichts mehr retten? Es muss eine Möglichkeit geben. Es gibt eine. Die Lösung: Das Moorhuhn Gregor Samsa. Der Erfinder der Lösung heißt Libri.

Der Hamburger Buch-Grossist stellt auf seiner Homepage die Frage: Kann man sich der Weltliteratur spielerisch nähern? Na klar. Der 12-Jährige sitzt zappelig und pickelig vor dem Bildschirm und jagt online mit dem Besen eine dicke Schabe unter dem Sofa hervor. Dermaßen getrieben und gehetzt, wagt sie sich ans Tageslicht. Jetzt gilt es: Mit der Maus auf die Schale mit den Äpfeln, die auf dem virtuellen Wohnzimmertisch steht, klicken, Maustaste gedrückt halten und versuchen, die Schabe abzuschießen. Wer die meisten Treffer hat, darf – ohne Gewinnspiel geht gar nichts (Wer, glauben Sie, muss als nächstes das Haus verlassen? Bei Harry wählen Sie bitte 0190 523 523) – nach Prag.

Warum nach Prag und nicht nach Silicon Valley oder Hürth? Wegen der Bildung eben. Die Schabe heißt ja in Wirklichkeit Gregor Samsa und krabbelte im Kopf von Franz Kafka herum, damals, als die Leute sich ohne Internet noch zu Selbstmorde langweilten. Und weil sie nicht wussten, wie sie ihre Zeit ohne Big Brother füllen sollten und die Nase schon komplett leergebohrt war, wurden sie so melancholisch, dass sie zur Feder griffen (so hieß das damals, so eine Art Tastatur), legten sich einen blassen Teint zu und firmierten als Schriftsteller.

Denen kamen dann so Grillen von Menschen, die aufwachen und plötzlich Käfer sind und vom Vater mit Äpfeln bombardiert werden. Na, kommt die Geschichte bekannt vor? Äh, äh, ähm, doch schon mal gehört, ich glaube, im Absatz zuvor, oder? Super, supi, genau, das Gewinnspiel von Libri. Man kann sich der Weltliteratur spielerisch nähern. Es herrscht Hoffnung. Die blaue Blume, sie blüht noch. Zlatko erwachte eines Morgens und war ein Oscar Wilde. Dank Libri.

„Die Verwandlung“ kann man spielen unter www.libri.de

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