: Dilettantische Rebellen aus dem Exil
In Kambodscha wird nach seltsamem „Putschversuch“ Haftbefehl gegen Rebellenführer mit US-Pass erlassen
BANGKOK taz ■ Nach dem „Putschversuch“ vom vergangenen Freitag hat Kambodschas Regierung jetzt Haftbefehl gegen den mutmaßlichen Drahtzieher erlassen: Chhun Yasith ist Chef der obskuren antikommunistischen „Kambodschanischen Freiheitskämpfer“ mit Sitz in Kalifornien. Der Kambodschaner mit US-Pass soll sich in einem Schreiben zum Überfall bekannt haben, bei dem es acht Tote und über ein Dutzend Verletzte gab. Die „Freiheitskämpfer“ erklärten, mit der Aktion die Regierung testen zu wollen. Außerdem sollte der Besuch des vietnamesischen Präsidenten verhindert werden.
Premierminister Hun Sen bat inzwischen die USA um Auslieferung Chhun Yasiths. Der US-Botschafter erklärte, die Gruppe könne nicht mit Washingtons Schutz rechnen, falls sie für die Schießerei verantwortlich sei. Bis gestern verhörte die Justiz 49 der 80 Verhafteten. 28 sind inzwischen wieder frei. Ob gegen Richard Kiri-Kim, einen weiteren verhafteten Kambodschaner mit US-Pass, Haftbefehl erlassen wird, war noch unklar. Er soll ein Führer der Rebellen sein.
Seltsames war in Phnom Penh passiert: Kurz nach Mitternacht tauchten am Freitag Dutzende Bewaffneter am Bahnhof auf, eilten in Richtung Verteidigungsministerium und schossen dabei auf Regierungsgebäude. Polizisten feuerten zurück und töteten acht Rebellen. Viele Angreifer waren einfache Bauern vom Land, die nach eigenen Worten für „einen Job“ in der Hauptstadt angeheuert worden waren. Dort wurden ihnen Waffen in die Hand gedrückt.
Die „Freiheitskämpfer“ gehören zu jenen Exil-Gruppen, deren Vorgänger seit Ende der Pol-Pot-Herrschaft 1979 gegen die vietnamesische Besatzung kämpften, die bis 1991 währte. Damals war Hun Sen bereits Regierungschef. Seine Wiederwahl wurde 1998 international anerkannt. Aber die „Freiheitskämpfer“ träumen bis heute von seinem Sturz. JUTTA LIETSCH
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