REINHARD KLIMMT NIMMT SEINE STRAFE AN UND DEMONTIERT SICH DAMIT
: Opfer der Nächstenliebe

Jetzt hat Reinhard Klimmt (SPD) also doch den Strafbefehl wegen „Beihilfe zur Untreue“ akzeptiert. Der ehemalige Bundesverkehrsminister und vormalige Ministerpräsident des Saarlandes gibt damit seine Schuld zu: Er hatte 1997 als Präsident des 1. FC Saarbrücken von dem Finanzjongleur der Caritas-Trägergesellschaft Trier (ctt), Hans-Joachim Doerfert, rund 600.000 schwarze Mark angenommen und den Deal dann mit einem „Scheinvertrag“ (Staatsanwalt) zu legalisieren versucht. Doch die vereinbarten Gegenleistungen für das Geld wurden nie erbracht. Dafür andere, wie Doerfert, dem zurzeit in Koblenz der Prozess gemacht wird, behauptet. Im Saarland seien wenigstens zwei Kliniken der ctt vom landesweiten Bettenabbau verschont geblieben. War Klimmt bestechlich?

Diese Frage hätte sich in einem Verfahren gegen Klimmt, das bei einem Widerspruch gegen den Strafbefehl von der Staatsanwaltschaft ganz sicher bis zur Gerichtsreife betrieben worden wäre, zwingend gestellt. Und noch andere – unangenehmere. Etwa die nach den 300.000 Mark, die Klimmt im Landtagswahlkampf 1999 von seinem Männerfreund Doerfert erhalten hat, angeblich zur Finanzierung einer Ausstellung. Doerfert schrieb damals in sein Notizbuch: „Kabinett (Klimmt), DM 300.000 Marketing.“ Oder die nach einer von Doerfert organisierten Wettrunde, bei der Klimmt den Hauptgewinn einstrich: 348.000 Mark aus der Kasse der Caritas. Praktizierte Nächstenliebe?

Klimmt kann froh sein, mit dem Strafbefehl so billig (27.000 Mark) davongekommen zu sein. Seiner Familie und der SPD habe er ein langwieriges Gerichtsverfahren ersparen wollen, ließ Klimmt erklären – vor allem aber wohl sich selbst. Fast das Gleiche hatte Klimmt vor seinem Rücktritt in Berlin gesagt. Auch das war eine Schutzbehauptung.

Mit der Annahme des Strafbefehls ist für Klimmt jedoch nicht alles vorbei. Zweimal in der Woche wird in Koblenz gegen Doerfert verhandelt: Dabei wird es oft um Klimmt gehen – auch wenn er nicht da ist. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT