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Luftpiraten – 113 Passagiere

in Todesangst

(So, 20.15 Uhr, RTL)

In deutschen Fernsehproduktionen jüngerten Datums wimmelt es nur so vor Anti-Terror-, Anti-Crime- und Anti-Bösewichter-Spezialeinheiten, die’s im Krisenfall kräftig knallen und krachen lassen – sei’s zu Fuß, auf dem Motorrad oder im Hubschrauber. Alle schreiben sie weiter am bundesrepublikanischen Mythos von der GSG9 als besserer, schlanker Wehrmacht, die, staatlich sanktioniert, für eine gute Sache die Hölle entfesselt. So auch RTL mit seinem Actionthriller „Luftpiraten“ – mit fast fünf Millionen Mark Produktionskosten immerhin einer der teuersten Späße, die dieses Jahr über deutsche Bildschirme flackerten.

Ein Erpresser ist hier am Werk, der mit seinen Bomben Angst und Schrecken verbreitet, Flugzeuge in die Luft jagt und auch ansonsten nichts unversucht lässt, als Bösewicht von hollywoodtauglicher, also epochaler Schlechtigkeit alle Gegenmittel zu rechtfertigen. Zum Beispiel die beiden sprechenden Schaufensterpuppen Philipp und Tamara, die für eine (sic!) Anti-Terror-Einheit mit dem beängstigenden Namen „Force Majeure“ tätig sind. Tätig heißt in diesem Fall, schick angezogen durchs Bild zu laufen, schicke Waffen in die Kamera zu halten und schickes Kriegsspielzeug zu bedienen – einen senkrechtstartenden Düsenjäger der Marke „Harrier“ beispielsweise, dessen unbestreitbare Vorzüge uns in liebevollen Computeranimationen näher gebracht werden. Ähnliches wünschten wir uns auch von den Hauptdarstellern (Anja Freese, bekannt aus „Medicopter 117“) und Frank Stieren (bekannt aus „Luftpiraten“), deren Mimik sich auf die Maske angespannter Besorgnis beschränkte. Je hanebüchener die Wendungen des Plots, desto entschlossener müssen die Protagonisten dreinblicken.

Wofür ein Gutteil des enormen Budgets draufgegangen sein muss, verrät schon ein Blick in die RTL-Pressemitteilung: Die Firma, die all die schönen Spezialeffekte programmiert hat, gewann damit kürzlich einen wichtigen Design-Blumentopf. Tatsächlich gibt’s hier Schauwerte für Zuschauer, die an der Playstation geschult sind. Der eine oder andere formende Gedanke hinsichtlich der agierenden Charaktere hätte aber auch nicht geschadet – sondern die Kinderkacke ein bisschen erträglicher gemacht. ARNO FRANK

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