: Nasse Ohren – das ist Liebe
■ Auch Polizeihunde haben das Recht auf einen sicheren Ruhestand: Fortan übernimmt der Bremer Tierschutzverein Patenschaften für ausgemusterte Ordnungswauwaus
Hunde. Schutzhunde. Fährtenhunde. Stöberhunde. Rauschgift- und Sprengstoffhunde. Leichenspürhunde. Brandermittlungshunde. Spurenvergleichshunde. Ha! Arbeit, Arbeit, Arbeit. Klar, dass auch bei Polizeihunden irgendwann die Luft raus ist. Dann geht's in Rente. Äh, Pension. Bei Herrchen, das – sofern noch nicht pensionsreif – dann einen neuen Schutz-, Stöber-, Etceterahund bekommt, ergo zu Hause zwei Kreaturen versorgen muss. Teuer? Auch. Aber es geht vor allem um ehrenamtliches Engagement, das endlich gewürdigt gehört. Das fand Carmen Emigholz, SPD-Bürgerschaftsabgeordnete und im Vorstand des Bremer Tierschutzvereins. Sie hat erreicht, dass der Verein künftig Polizeihunden i.R. das Futtergeld zur Hälfte finanziert (50 Mark im Monat), die tierärztliche Versorgung und Versicherungen übernimmt. Keine große Sache, sagt Emigholz, aber eine Geste der Anerkennung.
Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Bremer Tierschutzvereins Präsidenten des deutschen Tierschutzbundes Wolfgang Apel präsentierte sie die „Patenschaft“ gestern im Polizeipräsidium. Die ersten drei gesponserten Pensionäre heißen Don, Kazan und Nando, sind neun, zwölf und vierzehn Jahre alt – vom Frührentner bis zum Uralttier.
Das lässt sich ja alles putzig finden. Putzig die Medienmassen angesichts dreier Tiere. Putzig die Pressekonferenz bei Kaffee und Gewürzspekulatius auf rotweißkarierten Tischdecken. Putzig das Herumreichen von vier Haschischplatten, groß wie Schokotafeln, die die Staatsanwaltschaft zum Hundetraining zur Verfügung stellt. Putzig das befremdete Tun der Journaille. Putzig all das – egal: Was können denn die Tiere dafür?
Augen. Braun wie Bärenfell. Eine schwarze Schnauze, schwarzes Fell, das zu den Beinen hin zu einem hellen Goldbraun sich wandelt. Deutsche Schäferhunde. „Zehnkämpfer unter den Hunden“, sagt Günter Brockmann, Leiter der Diensthundestaffel von aktuell 19 Tieren. Oft reiche der „psychologische Effekt“, sagt Brockmann, die Drohgebärde verschaffe Respekt. „Davon leben wir.“ Sie leben auch von der Nase, dem Gespür der Tiere, das oft weiterkommt, wenn Menschen versagen.
Szenen am Rande. Die Unruhe eines Hundes, als sein Ex-Herrchen mit dem Journalistentross naht. „Ex“, weil der Hund alt, aber noch nicht rentenreif ist, und sein Halter ihn an einen älteren Kollegen abgegeben hat; beide treten nun ruhiger. Die Wehmut des Mannes, als er auf sein altes Tier deutet. Der zögernde Stolz, als er sein neues, jüngeres Tier mit wuscheligem, fast tigerhaften Fell präsentiert. Das seinem Herrn die Ohren abschleckt: ein sicheres Zeichen von Zuneigung. Hunde – sind immer nur so gut wie ihre Menschen. sgi
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