: Heimliche Hirnproben
Rinderwahnsinn gibt’s jetzt endlich auch im Bundestag
BERLIN taz ■ Nach dem allgemeinen deutschen Rinderwahnsinn-Skandal haben als Putzfrauen verkleidete Journalisten auf 22 von 28 Toiletten des Deutschen Bundestages Spuren von BSE gefunden. Die Tücher, mit denen sie Wischproben genommen hatten, wiesen bei Untersuchungen eine hohe BSE-Konzentration auf. Die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) sagte jedoch, sie könne sich nicht vorstellen, dass Abgeordnete auf den Toiletten heimlich Rindfleisch oder Tiermehl essen würden. Bundestagspräsident Thierse wies darauf hin, dass das Reichstagsgebäude „ein ziemlich offenes Haus“ sei, in dem nicht nur Abgeordnete verkehrten. Ärgerlich äußerte sich der SPD-Politiker Hansjörg Schäfer: Es könne nicht angehen, dass Volksvertreter durch Berichterstatter auf der Jagd nach Quoten „an den Rinderwahn-Pranger“ gestellt würden. Sein sarkastischer Kommentar: „Es würde mich nicht wundern, wenn nun auch klammheimlich Hirnproben von den Abgeordneten entnommen würden.“ Die Geschäftsführerin der Grünen, Steffi Lemke, sieht einen Zusammenhang zwischen den BSE-Funden und der CSU-Fraktion: „Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass die Verursacher dort sitzen, wo die meisten Rindviecher sind.“ Der CSU-Rechtsexperte Wolfgang Zeitlmann hingegen äußerte, er sei jederzeit bereit, eine Hirnprobe von sich zur Verfügung zu stellen: „Jeder, der eine Hirnprobe von mir haben will, bekommt postwendend eine zugeschickt.“ Der FDP-Politiker Detlef Pfarr jedoch hält die meisten seiner Politikerkollegen für gesund. Er selbst habe ihnen jedenfalls bislang noch nichts angemerkt.
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