: Den Dummen hilft der DRB
Der Deutsche Ringer-Bund wird voraussichtlich die nationale Sperre von Alexander Leipold aufheben. Sein Anwalt attackiert auch den internationalen Verband Fila
SCHIFFERSTADT dpa/taz ■ Die zweijährige Sperre für nationale Wettbewerbe von Exringer-Olympiasieger Alexander Leipold (VfK Schifferstadt) soll aufgehoben werden. Der Rechtsausschuss des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) wird am Donnerstag in Leipzig über die Beschwerde von Leipold gegen die nationale Sperre verhandeln. Leipold musste seine Medaille wegen Dopingmissbrauchs abgeben.
Leipold beteuert seine Unschuld: „Ich habe bei Olympia in Sydney keine verbotene Substanz zu mir genommen.“ Sein Anwalt sagt: „Wir haben Berufung beim Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne gegen die vom Ringer- Weltverband ausgesprochene Zwei-Jahres-Sperre eingelegt und wollen dort auch die Empfehlung des Internationalen Olympischen Komitees zu Fall bringen, den Sportler zu sperren.“
Leipold gab stets an, er habe nicht wissentlich gedopt, vielmehr habe er das Mittel Nandrolon, ein Muskel stärkendes Anabolikum, über ein Nahrungsergänzungsmittel eingenommen. Leipold nahm vor und während Olympia nicht weniger als 61 legale Präparate zu sich, darunter nicht nur klassische Fitmacher, sondern auch Exotisches wie australische Buschblätter und kalifornische Lotusblüten.
Schifferstadts Präsident Werner Schröter sagte, dass der DRB ein autonomer Verband sei, eine vom Ringer-Weltverband (Fila) verfügte Sperre zwar für internationale Wettbewerbe anzuerkennen sei, nicht aber für nationale Wettkämpfe.
Parallelen zum Fall des gesperrten Leichtathleten Dieter Baumann scheinen sich abzuzeichnen. Hier scheiterte der nationale Verband am Veto des internationalen, der sich auf die Rechtsauslegung versteifte, der Athlet sei allein verantwortlich für die Substanzen, die in seinem Körper bei Kontrollen entdeckt werden. Tauchen unerlaubte Mittel auf, wird eine Sperre ausgesprochen. Der deutsche Leichtathletik-Verband versuchte indes, die rigide Regelauslegung mit einer sophistischen Falldarstellung zu untergraben.
Bei Leipold verhaken sich die Paragrafen dagegen keineswegs. Die Causa ist eindeutig: Leipold futterte, was ihm unterkam, auch aus einer Dose Proteine, die eben nicht nur Eiweißstoffe enthielt. Als Profi hätte er von der Kontamination diverser Produkte wissen müssen. Dennoch findet Leipold offenbar Unterstützung bei den Funktionären des DRB, die von seiner Unschuld überzeugt scheinen. Nur: Dummheit oder Unwissen schützen vor Strafe nicht.
Unterdessen leidet die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) unter Geldmangel. Ein Startkapital von 30 Millionen Mark sei notwendig, sagte Manfred von Richthofen, Präsident des Deutschen Sport-Bundes, und forderte die Wirtschaft auf, die privatrechtliche Stiftung zu unterstützen.
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