Immer schön weitermachen

■ „Peinlich ist das alles mit der Kultur“: Bürgermeister Scherf gratulierte Ingo Ahmels dacapo in ganz freier Rede

Der Pressekonferenz mit den Informationen über das neugeborene „MOS“ jagte Ingo Ahmels von der Konzertagentur dacapo nun noch eine kleine Festveranstaltung hinterher: Im Schauspielhaus traten auf der Bürgermeister Henning Scherf (SPD), der Pianist Herbert Henck, der Komponist Hans Joachim Hespos, der Pianist Michael Leslie und Konzertveranstalter Ingo Ahmels selbst.

Dem kürzt man nun seine bisher institutionellen Zuschüsse aus dem Haushalt von DM 135.000 – und stuft ihn sozusagen zurück in die Antragstellerriege für Projekte. Ingo Ahmels, der schon öfter mal vor dem Konkurs stand und immer einen Weg herausgefunden hat, schaut nun wieder nach vorne: Wie berichtet will er die Topaufnahmen aus fünfzehn Jahren dacapo unter dem Titel MOS (Members Only Sampler) gegen Spenden im Internet oder per Versand anbieten.

Am Sonntagvormittag waren gerade mal fünfzig Leute gekommen, denen Henning Scherf erzählte, dass er eigentlich nicht wüsste, was er hier sagen sollte. Peinlich genug sei das alles mit der Kultur, und er wisse auch nicht, wer Ingo Ahmels eigentlich geschrieben habe, dass die Gelder nun nicht mehr kommen. Aber „Danke, Ingo Ahmels!“ fürs Durchhalten und trotz allem immer weitermachen, ermunterte ihn Scherf.

Und Hans Joachim Hespos ergänzte in seiner Laudatio, dass die KünstlerInnen angesichts so grotesker und skandalöser Geldvergaben – wie zum Beispiel 3,5 Millionen Mark an Daniel Barenboim in Berlin – sowieso schon lange ihr eigenes Ding machten. Sie sähen keine Schwierigkeiten, nur Möglichkeiten, und zu ihnen gehöre der „genialische Querunternehmer“ Ingo Ahmels.

Der künstlerische Rahmen war typisch für dacapo, wo immer Musik aus allen Sparten gemacht wurde: Michael Leslie spielte Bachs Kunst der Fuge und Herbert Henck frühe Stücke von John Cage. Den Bach konnte ich leider nicht mehr hören, bei Cage gab es viel Schönes zu entdecken im wahrsten Sinne des Wortes, denn diese alle noch für normales Klavier geschriebenen Stücke hört man äußerst selten. Es war nicht ganz leicht für Henck, sich in der tödlich trockenen Akus-tik des Schauspielhauses zurechtzufinden. Die Stücke von 1935-1948 aus der laut Henck „vielleicht schöpferischsten Phase des Komponisten“ wirkten vielschichtig in ihrer Poesie, ihrem Schweigen, ihren rhythmischen Impulsen, ihrer brodelnden Bewegungsenergie. Viel Beifall der kleinen, aber treuen Zuhörerschaft. Und es darf auch schon einmal auf das kleine Pianis-tInnen-Festival hingewiesen werden, das dacapo vom 12. bis 14.1.01 im Schauspielhaus und der Kunsthalle veranstaltet. usl