:
Der Polizist: Alfred Markowski
Die Bilder haben sich mir eingegraben. Ich war gerade als frischgebackener Beamter von der Polizeiführungsakademie zurückgekehrt und als Referent im Dauerdienst für Soforteinsätze im Südwesten Berlins zuständig. Ich habe mich in einem Zwiespalt befunden. Einerseits habe ich durchaus erkannt, dass die Bau- und Wohnungspolitik des Senats kritikwürdig war. Andererseits war es für meine Wertvorstellung als Polizist nicht hinnehmbar, dass sich Menschen einfach irgendwelcher Gebäude bemächtigen. Auch im politischen Raum gab es sehr unterschiedliche Auffassungen über die Frage der Häuserräumungen, die sich auch in dem Streit zwischen der Staatsanwaltschaft und dem damaligen Polizeipräsidenten Klaus Hübner manifestierten. Hübner vertrat eine moderatere Linie, während die Staatsanwaltschaft eine rigide, lediglich auf den Tatbestand „Hausfriedensbruch“ abstellende Linie verfolgte. Aus heutiger Perspektive halte ich die damaligen Konflikte für notwendig, ebenso wie die Studentenrevolte. Die Erkenntnis, dass politisch manchmal erst etwas bewegt wird, wenn Rechtsverstöße begangen werden, stürzt einen Polizisten allerdings in Konflikte, weil er ja gerade die Rechtsordnung bewahren soll. Die Lehre für mich daraus ist, Sachverhalte differenziert zu betrachten und darauf zu drängen, dass das Recht auch die Bedürfnisse des Gemeinwesens widerspiegelt.
Alfred Markowski (55) ist heute der Vizechef bei der Berliner SchutzpolizeiFOTO: PRIVAT
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen