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CDU-Millionen auf der Flucht

Nach Aussage des gefeuerten Buchhalters der Hessen-CDU soll eine Razzia 1983 die Parteispitzen zum Transfer des Parteivermögens in die Schweiz veranlasst haben

WIESBADEN taz ■ Ausgerechnet der entlassene Buchhalter der CDU-Landesgeschäftsstelle Hessen, Franz-Josef Reischmann, könnte den Grund dafür benannt haben, warum die Union 20,8 Millionen Mark Ende 1983 in die Schweiz transferierte. Schon 1983 habe die Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit der Flick-Affäre die Wiesbadener CDU-Geschäftsstelle durchsucht, berichtete Reischmann, der die Partei 1991/92 um mehr als zwei Millionen Mark geprellt haben soll, gestern vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags. Kurz darauf hätten Parteichef Kanther und Kassenwart Prinz Wittgenstein das Vermögen der Hessen-CDU dann tatsächlich über die Grenze geschafft. Nur aus Angst vor dem drohenden Zugriff der Staatsanwälte auf das Parteivermögen also habe die CDU die Millionen ins Ausland transferiert, schlossen die Oppositionsvertreter. Reischmann widersprach nicht. Und der Grünen-Obmann von Plottnitz verwies auf den Aktenvermerk eines Mitarbeiters aus dieser Zeit, der bisher nicht genau zugeordnet werden konnte: „Das Geld dem Blickfeld der Ermittler entziehen“, hieß es da. „Jetzt wird klar, warum die CDU ihre schwarze Kriegskasse in der Schweiz versteckt hat“, so von Plottnitz.

Die unterschlagenen zwei Millionen will Reischmann nicht in die eigene Tasche gesteckt haben. Er habe das Geld an Ortsvereine und Kreisverbände der CDU verteilt, behauptete er. Die CDU verzichtete damals auf eine Strafanzeige. Als der Fall zusammen mit der CDU-Finanzaffäre bekannt wurde, gab es Mutmaßungen, die CDU habe Reischmann nicht angezeigt, weil er mit Aussagen über die Schwarzkonten der Partei an die Öffentlichkeit hätte gehen können.  KPK

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