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Lieber Telefonieren statt Autoskooten

Schausteller kämpfen mit Umsatzproblemen. Weihnachtsmärkte einziges profitables Geschäft

FRANKFURT taz ■ Kaum noch leisten könne sich der Deutsche Schaustellerbund (DSB) den traditionellen Ball in der „sündhaft teuren“ Alten Oper zum Abschluss des Delegiertentages in Frankfurt am Main am kommenden Montag, klagte gestern DSB-Vizepräsident Bruno Schmelter. Denn außer den Weihnachtsmärkten boomt fast nichts mehr in der Branche. Zwar stieg der Umsatz 1999 im Vergleich mit dem Vorjahr um 130 Millionen Mark auf 1,43 Milliarden Mark an. Allerdings habe der Inlandsumsatz der Branche 1997 schon einmal 1,6 Milliarden Mark betragen, so Schmelter. Es gehe seit Jahren kontinuierlich „bergab“.

Gründe gibt es viele. Die Jugendlichen etwa würden ihr Taschengeld heute für das Telefonieren mit dem Handy ausgeben statt fürs Autoskooterfahren, meint Edgar Drexel vom hessischen DSB-Landesverband. Dabei seien die Preise bei den Fahrgeschäften seit acht Jahren stabil, trotz der hohen Anschaffungs- und Unterhaltskosten. Zu verkraften habe die Branche auch die gestiegenen Energiekosten und Gebühren der Kommunen. In manchen Städten müsse man heute neben hohen Standmieten auch noch Gebühren extra etwa für die Abstellplätze für die Fahrzeuge zahlen. Drexler: „Wir sind für manche Stadtverwaltungen nur noch die Melkkühe.“ Auf dem Frankfurter Weihnachsmarkt etwa kostet der Platz für einen Imbissstand rund 8.000 Mark Miete plus die Gebühr für Alkoholausschank in Höhe von 2.000 Mark. Auf dem Delegiertentag wollen die Schausteller deshalb vor allem die Kommunen zur „Mäßigung“ aufrufen. Und sie fordern von den Gemeinden ein „Bekenntnis zum Volksfest“, denn nur noch dort komme doch „das Volk“ tatsächlich zusammen, so Drexel.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

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