: Vicente oder Bixente
Der Fußballer Lizarazu wird von der baskischen ETA erpresst, weil er für Frankreich spielte
Die baskische Separatistenorganisation ETA erpresst den Fußballspieler Bixente Lizarazu. Der wendige Linksaußen des FC Bayern München soll alles Geld für die baskische Sache bezahlen, das er als französischer Nationalspieler verdient hat. „Ein Bürger kann keine zwei Vaterländer haben“, heißt es in dem zweiseitigen, auf Baskisch verfassten Erpresserbrief an den 31-jährigen Lizarazu, der mit der französischen Nationalmannschaft sowohl den Welt- als auch den Europameistertitel holte.
Die Erpressung trifft einen der besten Botschafter der baskischen Kultur. Lizarazu, im San Jean de Luz im französischen Teil des Baskenlandes geboren, lässt keine Gelegenheit aus, bei Fernsehauftritten für Sprache und Kultur seiner Heimat zu werben. Der Fußballer ist ein guter Kenner der Geschichte und Ideologie des baskischen Nationalismus. Lizarazu, der seine Karriere als Jugendspieler in Hendaya begann, änderte gar mit Hilfe von Anwälten seinen Namen. Aus dem französischen Vicente wurde ein baskischer Bixente.
Das überzeugte selbst den baskischsten aller Clubs auf der anderen Seite der Pyrenäen. Atletico de Bilbao, der älteste spanische Erstligist, nimmt nur Basken unter Vertrag. 1996 von Girondins Bordeaux gekauft, war Lizarazu der erste „ausländische“ Spieler in Bilbao. Ein Jahr später wechselte der Linksaußen zum FC Bayern München, wo er heute zu den Stars gehört.
Doch all diese Verdienste zählen für die ETA nicht. Die radikalen Separatisten werfen Lizarazu vor, als französischer Nationalspieler „Farben zu dienen, die nicht die des Baskenlandes sind“. Das Geld, das er bei der Nationalelf verdient habe, sei Teil dessen, „was dem Baskenland und den baskischen Bürgern gestohlen wird“. „Warum können die baskischen Bürger keiner Auswahl zujubeln, die in ihrem Namen spielt? Warum müssen baskische Spieler im Namen von Frankreich und Spanien gegeneinander antreten?“, fragt ETA und vergisst dabei, dass Lizarazu 1993 in San Sebastián das grüne Trikot der baskischen Auswahl, einer Art Nationalmannschaft der autonomen Baskenregionen in Spanien, überzog, und dem Gegner aus Bolivien das Leben schwer machte.
„Mein Traum ist ein baskisches Landhaus mit Blick auf den Atlantik“, hatte Lizarazu nach der Weltmeisterschaft in einer Talkshow verraten. Mittlerweile ist Lizarazu tatsächlich stolzer Besitzer eines „Caserio“ im baskischen Hendaya, direkt an der spanisch-französischen Grenze. Jetzt drohen die bewaffneten Separatisten den Traum zu zerstören. Falls er nicht zahle, werde man gegen Lizarazu und seinen Besitz vorgehen. REINER WANDLER
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